2022/03 LK OÖ: Vollpension für Bienen: "Blühstreifenaktion - mach mit" 2022

Zum bereits fünften Mal bieten das Bienenzentrum OÖ und der Maschinenring OÖ die „Blühstreifenaktion – mach mit“ als Mitmach-Projekt an. Nahrung und Lebensraum für Bienen und weitere blütenbestäubende Insekten in Form von Blühflächen zu schaffen, ist in Oberösterreich inzwischen weit verbreitet. Wie wertvoll die Flächen für die Flora und Fauna sind, wird jährlich in diversen Monitorings erhoben. Die Ergebnisse zeigen, dass vor allem mehrjährige Flächen einen enormen Beitrag für eine strukturreiche Landschaft leisten.
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Blühstreifen entlang der Rohrbacherbundesstraße in St. Martin © Bienenzentrum OÖ
Biodiversität, Bienen- und Insektenschutz sowie Fördermaßnahmen zur Erhaltung der Flora und Fauna sind in aller Munde. Ob in der Landwirtschaft in Form von Blühstreifen oder im Gewerbe, in Kommunen oder für Private als Bienenweide – jede und jeder kann einen Beitrag leisten.

Die Anlage von Bienenweiden und Blühstreifen ist eine Maßnahme zur Biodiversitätsförderung. „Einerseits sind die Blühpflanzen eine attraktive Nahrungsquelle für Bienen, Wildbienen und weitere blütenbestäubende Insekten.
Andererseits können sich die Insekten – vorwiegend in mehrjährigen Blühflächen – einnisten. Nistmaterial, Nistplatz sowie Nahrung in unmittelbarer Nähe sichern die Existenz der Wildbienen und somit entsteht eine richtige Vollpension für die Bienen“, erklären Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger und Landwirtschaftskammer Präsident Franz Waldenberger.

Ein besonderer „Naturbonus“ ist die Platzierung eines Wildbienenhotels direkt neben der Blühfläche, damit kann zusätzlicher Nistplatz geschaffen werden. Einjährige Blühflächen stehen Bienen und Insekten besonders in der nahrungsarmen Periode während des Hochsommers mit abwechslungsreichem Nahrungsangebot zur Verfügung.
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Ein weißer Blühteppich mit reichlich Pollen und Nektar für Blütenbestäuber. © Bienenzentrum OÖ

Adäquate Blühpakete für unsere Insektenwelt

„Die Saatgutmischungen der Aktion beinhalten vorwiegend regional zertifiziertes Saatgut, also Saatgut aus und für Österreich. Bei der Saatgutwahl soll differenziert werden, wo die Blühfläche angelegt wird. Ausschlaggebend ist sowohl der Nährstoffgehalt der Böden als auch die Dauer der Flächenstilllegung. Als Bienenweide für Kommunal, Gewerbe und Privat wird eine 100 Prozent regional zertifizierte Saatgutmischung verwendet, die bei optimaler Pflege mehrere Jahre bestehen bleiben kann“, erläutert Roman Braun Leiter der Agrarbetreuung beim Maschinenring OÖ.

Für die Landwirtschaft gibt es verschiedene Pakete: Wird ein Blühstreifen auf nährstoffreichen Ackerböden angelegt und nach einer Sommerperiode wieder umgebrochen, so ist die einjährige Blühmischung „Bienentrachtbrache“ der Saatbau Linz empfehlenswert. Soll die Fläche länger bestehen bleiben, dann kann die „BM Agrar“ der Kärntner Saatbau zum Einsatz kommen. Im Grünland kann zur Steigerung der Biodiversität die Mischung „Glatthaferwiese“, „Goldhaferwiese“ (80 Prozent Gräser, 20 Prozent Kräuter) oder ein Kräuterzusatz (100 Prozent Kräuter) verwendet werden.

Um auch dem Niederwild Rückzugsraum und Nahrungsangebot bieten zu können, wurde die „Wildkräutermischung“ der Kärntner Saatbau konzipiert. Diese Mischung ist über den OÖ Landesjagdverband erhältlich. Das Paket „Bienenweide“ (Kärntner Saatbau) besteht aus 100 Prozent regional zertifiziertem Saatgut und eignet sich für Gemeinde- und Gewerbegebiet sowie für Privatpersonen. Durch ein- und mehrjährige Komponenten der Mischung ist die Blühfläche nicht nur im ersten Jahr eine Augenweide – auch in den darauffolgenden Jahren steht den Bienen und Insekten bei richtiger Flächenpflege ein reich gedeckter Tisch an diversen Blühpflanzen zur Verfügung.

Knowhow zur Anlage und Pflege

Unabhängig davon, ob Grünland-, Acker- oder Gartenflächen zu Blühflächen transformiert werden, braucht es bei der Anlage fachliches Knowhow. Einjährige Blühflächen werden im Frühjahr zwischen April und Mai angelegt. Der optimale Anlagezeitpunkt von mehrjährigen Blühflächen ist im Spätsommer bzw. Herbst. Wird eine mehrjährige Fläche im Frühjahr angelegt, so soll im Anlagejahr nach etwa sechs bis acht Wochen gemäht werden und das Mähgut abtransportiert werden. In den Folgejahren wird eine jährliche Pflege nach dem Abblühen der Blühpflanzen empfohlen. Eine Mahd mit anschließender Trocknung ist für die die Bildung von Samen wichtig, da das ausgefallene Saatgut das Bestehen der Blühfläche in den nächsten Jahren sichert. Das Mähgut soll nach der Trocknung abtransportiert werden. Sind keine geeigneten Maschinen zur Anlage und Pflege vorhanden, dann ist der ortsansässige Maschinenring bei Anlage und Pflege behilflich.

Monitorings bestätigen Nutzen von Blühflächen

Sieben Blühstreifen wurden 2021 am Schauversuch des Bienenzentrums OÖ in St. Florian bezüglich Wildbienenvorkommen sowie hinsichtlich der Vegetationsentwicklung untersucht. In Bezug auf die Vegetation kann gesagt werden, dass alle Blühflächen seit 2019 eine gute Entwicklung zeigen. Bei den ersten Erhebungen war ein Teppich an Margeriten vorhanden, später dominierte Rotklee und Wilde Möhre auf allen Versuchsflächen. Erfreulich war, dass ständig Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und weitere Insekten gesichtet wurden.
 
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Offene Blüten werden gerne von der Schwebfliege (Nützling) angeflogen. © Bienenzentrum OÖ

66 Wildbienen- und Hummelarten wurden gezählt

Um herauszufinden, wie sehr sich mehrjährige Blühflächen auf die Bienenfauna auswirken, wurde ein Wildbienen-Monitoring initiiert. „Insgesamt konnten 2021 überraschende 66 Arten an Wildbienen und Hummeln in insgesamt 1.951 Individuen zugeordnet werden. Die relative Häufigkeit betrug: 86 Prozent Wildbienen, neun Prozent Hummeln und fünf Prozent Honigbienen.

Die große Bedeutung der Blühstreifen wird nicht nur durch die hohe Arten- und Individuenzahl ersichtlich, sondern auch durch die Tatsache, dass seltene bzw. gefährdete Arten nachgewiesen werden konnten“, erläutert Elisabeth Lanzer, Leiterin des Bienenzentrums OÖ.

Ein weiteres Insekten-Monitoring wurde 2021 im Rahmen des Projekts „Blumenkorn“ durchgeführt. Bei diesem Projekt wurden Blühstreifen inmitten von Weizenfeldern angelegt, um Nützlinge zu fördern. Die Ergebnisse zeigen, dass Blühstreifen, insbesondere durch das Vorkommen von offenen Blüten, attraktive Lebensräume für Schwebfliegen darstellen. Ein höheres Vorkommen an Schwebfliegen bedeutet eine potenziell bessere Schädlingskontrolle in umliegenden Weizenfeldern.

Pluspunkt für Blühstreifen

„Die Untersuchungen der letzten beiden Jahre zeigen, wie sehr mehrjährige Blühstreifen von Wildbienen, Hummeln, Honigbienen und Nützlingen genutzt werden. Die Erhöhung der Bienenfauna wirkt sich positiv auf die Bestäubung umliegender Kultur- und Wildpflanzen aus. Zudem bieten mehrjährige Blühflächen Heimat für Nützlinge, die den Schädlingsdruck in angrenzende Kulturen in Schach halten können.“ betont Präsident Waldenberger.

„Einzigartig ist, dass sich das Projekt mittlerweile als Selbstläufer etabliert hat und alle Interessierten im Frühjahr schon in den Startlöchern stehen. Wenn man zur Sicherung der Biodiversität noch auf die Mischung verschiedener Landschaftselemente setzt, wie z. B. extensive Flächen, Streuobstbäume, Vielfalt auf den Wegrändern, dann profitieren nicht nur die Bienen und Insekten von den Blühflächen, sondern auch die Menschen, die sich am Anblick der reich strukturierten Landschaft erfreuen können“, ist Landesrätin Langer-Weninger überzeugt.

Der Schauversuch wird heuer um weitere Blühflächen mit „ÖPUL 2023+“-Mischungen erweitert und mit wildbienenfördernden Maßnahmen optimiert. Bei Interesse dürfen die Versuchsflächen gerne besucht werden: HLBLA St. Florian, Fernbach 37, St. Florian – Koordinaten: 48.196315, 14.384152. Die Versuchsberichte stehen auf der Homepage www.bienenzentrum.at als Download zur Verfügung.

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