2021/04 Land OÖ: Futterquellen für einen guten Start ins Bienenjahr, Raps und Linde

„Das Bewusstsein um die Bedeutung unserer Honigbienen und wilden Bestäuber steigt. Die Hobbyhaltung von Bienen nimmt laufend zu. Diese Hinwendung zur Lebensmittelproduktion und Ökologie freut mich auch aus Sicht der Landwirtschaft. Imkerei und Landwirtschaft sind natürliche Partner, müssen miteinander und nicht übereinander reden. Anhand der wichtigen Ackerkultur Raps ist auch klar ersichtlich, wie sich Landwirtschaft und Imkerei gegenseitig stärken können. Genau diesen Dialog möchten wir voranbringen.“ Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger
Dr. Petra Haslgrübler, Agrarlandesrat Max Hiegelsberger und Erwerbsimkerin Mag. Elisabeth Lanzer.jpg
Dr. Petra Haslgrübler, Agrarlandesrat Max Hiegelsberger und Erwerbsimkerin Mag. Elisabeth Lanzer © Land OÖ

Imkerei im Aufschwung

Die Bienenhaltung liegt weiter voll im Trend. Vor allem im Nicht-Erwerbsbereich steigen die Zahlen, so betreuen in Österreich beinahe 32.000 ImkerInnen rund 420.000 Bienenvölker (Quelle: Biene Österreich, Zahlen von 2020), gut ein Viertel davon in Oberösterreich. „Oberösterreich ist das Bundesland mit den meisten ImkerInnen. Im Jahr 2019 betreuten in unserem Bundesland 8.020 ImkerInnen rund 80.000 Bienenvölker“, zeigt sich Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger erfreut. Die Imkerei ist kleinstrukturiert und weist im österreichweiten Durchschnitt rund 13 Völker pro ImkerIn auf (Quelle Biene Österreich, Zahlen 2020). „Erfreulich ist auch, dass die Imkerei in Oberösterreich immer jünger und weiblicher wird“, fügt
Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger hinzu.
ImkerInnen, die diesen Beruf erwerbsorientiert ausüben, also einen wesentlichen Teil des Familieneinkommens aus der Bienenhaltung bestreiten, machen nur einen kleinen Teil der Gesamtzahl aus. Als Erwerbsimker gelten in Österreich laut Definition Betriebe ab 50 Bienenvölkern. Agrar-Landesrat Hiegelsberger: „In Oberösterreich gibt es geschätzte 300 - 400 erwerbsorientierte Betriebe. Davon leben wiederum nur wenige ausschließlich von der Arbeit mit den Honigbienen.“
 
Rapsstand.jpg
Rapsstand © Bienenzentrum OÖ

Raps: eine wertvolle Ackerkultur und Bienentrachtpflanze

Raps ist in vielen Teilen Oberösterreichs neben der Obst- und Löwenzahnblüte eine der wichtigsten Frühjahrstrachtpflanzen und extrem attraktiv für Honig- und Wildbienen. „Für ImkerInnen ist der Raps eine besonders interessante Kultur mit hohem wirtschaftlichem Potential. Die Entwicklung der Bienenvölker im Frühjahr kann durch die Bestäubung der Rapsblüte enorm vorangetrieben werden“, erläutert
Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger. Bienen und blütenbestäubende Insekten helfen durch ihre Blütenbesuche, den Ertrag bei vielen Obst- und Ackerbaukulturen wie Raps abzusichern und stellen einen wichtigen Teil eines vielfältigen Ökosystems dar. Rund 70 Prozent des Samenansatzes vom Raps erfolgt durch Selbstbestäubung oder wird durch den Wind fremdbestäubt. „Der Raps ist ein Paradebeispiel dafür, wie sich Landwirtschaft und Imkerei gegenseitig stärken. Durch den Einsatz von Honigbienen und blütenbestäubenden Insekten ist bei optimalen Bedingungen eine Steigerung des Körnerertrags von durchschnittlich 25 - 30 Prozent zu erwarten. Daraus ergibt sich ein Potenzial von geschätzten 700 Kilogramm pro Hektar Kornertrag und somit erhöhte Ölerträge für die Landwirte“, informiert Agrar-Landesrat Hiegelsberger. „Leider kehren aber immer mehr LandwirtInnen den Raps den Rücken“, informiert der Landesrat. „In Österreich haben sich die Rapsflächen von 58.000 ha (2013) auf 31.000 ha (2020) beinahe halbiert. In Oberösterreich sind es aktuell circa 7.000 ha Rapsflächen“, so Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger.
 
Honigbienen lieben die Rapsblüten, da sie sehr reich an hochwertigem Eiweiß (Pollen) und zuckerreichem Nektar (Kohlenhydrate) sind. „Insbesondere für ErwerbsimkerInnen ist der Raps eine Bienentrachtpflanze von unverkennbarem Wert. Die Wanderung mit Bienenvölkern in den Raps trägt in dreierlei Hinsicht zum wirtschaftlichen Auskommen der erwerbsorientierten Imkereien bei. 1.) hoher Honigertrag 2.) starke Bienenvölker für Folgetrachten und 3.) starke Völker zur Völkervermehrung“, ist Mag. Elisabeth Lanzer, Erwerbs- und Bestäubungsimkerin aus dem Bezirk Vöcklabruck, überzeugt. „Bei optimalen Bedingungen sind Honigerträge von 20 bis 30 kg pro Bienenvolk zu erwarten. Für die Bestäubung werden 7- 9 Bienenvölker pro Hektar empfohlen. Zur optimalen Trachtausnutzung können bis zu 15 Völker pro Hektar aufgestellt werden“, informiert Lanzer.
Der Raps steht aktuell in weiten Teilen Oberösterreichs vor der Blüte. „Wir hoffen sehr auf eine ertragreiche Blüte und warme Flugwettertemperaturen. Die Kälteeinbrüche der letzten Wochen hemmten einerseits die Entwicklung der Bienenvölker, andererseits bestand ein erhöhter Futterbedarf aufgrund der vorhandenen Bruttätigkeit, sodass teils mit Futterteig notgefüttert werden musste“, berichtet Lanzer.
 
Einladung Wir fliegen auf Raps am 27.04.2021.jpg
Einladung Wir fliegen auf Raps am 27.04.2021 © Bienenzentrum OÖ

Webinar „Wir fliegen auf Raps“ am 27.04.2021

Das Bienenzentrum OÖ veranstaltet am 27. April von 19:00 Uhr bis 21:30 Uhr zum Thema ‚Wir fliegen auf Raps! Wie ImkerInnen und LandwirtInnen von der Bestäubung profitieren‘ ein Webinar. „Das Programm behandelt die Bedeutung der Honigbienen für die Bestäubung von Raps, die Rapsproduktion in Oberösterreich sowie Erfahrungswerte in Bezug auf eine funktionierende Partnerschaft zwischen Imkerei und Landwirtschaft“, erklärt Petra Haslgrübler. Interessierte können sich auch noch kurzfristig via E-Mail an bienenzentrum@lk-ooe.at anmelden. Die Zugangsdaten der Zoom-Veranstaltung erhalten die TeilnehmerInnen per Mail übermittelt. Das Programm ist abrufbar unter www.bienenzentrum.at.
„Veranstaltungen wie das morgige Webinar ‚Wir fliegen auf Raps‘ sind unbedingt notwendig, damit alle Beteiligten die Möglichkeit haben, ihre Anliegen und Perspektiven zu schildern. Durch den gemeinsamen Diskurs können bestmögliche Maßnahmen für alle Beteiligten gesetzt werden“, ist Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger überzeugt.
 
Bild 2 Biene auf Lindenblüte.jpg
Biene auf Lindenblüte © Peter Frühwirth

Linde: Ein Sommer-Bienen-Baum tritt vor den Vorhang!

„Die Linde stärkt die Artenvielfalt, ist eine wertvolle Holzbaumart, prägend für Geschichte und Volkstum – sie wurde heuer vom Kuratorium Wald mit dem wohlverdienten Titel ‚Baum des Jahres‘ gekürt!“, informiert Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger. Mit ihrem mächtigen Auftreten von 10 bis 40 Meter prägt die Linde unser Landschaftsbild und ist mit den Arten Sommerlinde (Tilia platyphyllos SCOP.) und Winterlinde (Tilia cordata MILL.) in den Bayrischen und Österreichischen Alpen bis auf 1.500 Meter Höhe verbreitet.
 
Ebenso ist die Linde eine der wichtigsten Bienen-Bäume in der heimischen Flora. Zu einer Jahreszeit, wo in vielen Teilen der Landschaft kaum mehr Pflanzen in großer Zahl blühen, können Linden den Honigbienen und blütenbestäubenden Insekten Nektar im Überfluss bieten. „Wertvoll ist die Linde als Bienenweide, da die Honigbienen während der Läppertracht auch im Hochsommer mit hohen Nektarmengen versorgt werden. Ab Ende Mai ist Honigtau, den die Lindenzierlaus absondert, als glänzender, klebriger Belag auf der Blattoberseite zu sehen. Aufgrund des hohen Zuckergehaltes ist der Linden-Honigtau als Energiequelle für Honigbienen und andere Insekten von großer Bedeutung“, erklärt Petra Haslgrübler.
 
Die Lindenblüte ist meist Teil des Sommerblütenhonigs. „Sommerblütenhonige mit einem Anteil an Lindenblüten zeichnen sich mit einem aromatischen, angenehm milden Geschmack aus und sind sehr begehrt. Wahre Spezialitäten sind der reine Lindenblütenhonig aus dem Nektar der Lindenblüte mit seiner hellgelben- grünlichen Farbe und der Lindenhonig aus Honigtauhonig mit seiner dunkelgelben- orangen Farbe“, fügt Elisabeth Lanzer hinzu: „Deshalb sollte die Linde auch aufgrund ihres Beitrages zur Sicherung der Nahrungsgrundlagen unserer Honigbienen und blütenbestäubenden Insekten geschätzt werden“, betont Elisabeth Lanzer.
 
„Die Broschüre Die Linde – Plädoyer für einen Bienenbaum von DI Peter Frühwirth versteht sich als Aufruf, den Sommer-Bienen-Baum Linde wieder verstärkt ins individuelle und öffentliche Bewusstsein zu rücken“, so Petra Haslgrübler.  Die Broschüre kann über das Kundenservice der Landwirtschaftskammer OÖ (kundenservice@lk-ooe.at bzw. 050 6902-1000) oder über das Bienenzentrum OÖ (bienenzentrum@lk-ooe.at) kostenlos zzgl. Versand angefordert werden.
 

Das Bienenzentrum OÖ setzt sich für eine konstruktive Diskussion zwischen LandwirtInnen und ImkerInnen ein

Das Bienenzentrum Oberösterreich ist eine unabhängige Informations- und Wissensdrehscheibe, die mit AkteurInnen aus den Bereichen Bienen- und Landwirtschaft, Bildung, Natur- und Umweltschutz sowie Wissenschaft vernetzt ist und kooperiert. Die Initiative ist in der Landwirtschaftskammer Oberösterreich angesiedelt und weist mit Dr. Petra Haslgrübler, DI Theresa Frühwirth und Stefanie Payrleitner BEd. drei Expertinnen für die Bereiche biene.biodiversität.bildung. auf.
 

Bio-Imkerei „LuftLand“ Familie Lanzer

Die Imkerei umfasst im Jahresdurchschnitt hundert Bienenvölker und befindet sich auf einem 2011 erworbenem, landwirtschaftlichen Betrieb. Die Betriebsführerin
Mag. Elisabeth Lanzer absolvierte die Imkerfacharbeiterprüfung an der Imkerschule
Warth/ Aichhof in Niederösterreich und den Lehrgang zur Bestäubungsimkerin bei der Vereinigung der Bestäubungsimker in Deutschland e.V.

Die Bienenvölker befinden sich auf fixen Standplätzen im Umkreis von etwa
15 Kilometer von der Hofstelle und in der Obersteiermark. Wanderungen zu Bestäubungszwecken und zur Ertragssteigerung werden ins Innviertel (Apfelblüte), Mühlviertel (Wald), in die Wachau (Marille und Akazie) sowie ins Hausruckviertel (Raps) getätigt.

Durch die Bienenwanderung steht ein breites Produktsortiment für die Kunden zur Verfügung. Dieses reicht von klassischem Waldhonig und Blüten- (Creme-)honig, feinem Lindenhonig bis zu ausgefallenen Honigen mit einem hohen Vergissmeinnicht-Anteil. Durch die Weiterverarbeitung der Bienenerzeugnisse stehen Met, Propolistropfen und Windlichter zum Verkauf. Ein wichtiger Betriebszweig stellt die Veräußerung von Jungvölkern im Frühjahr dar. Der Verkauf der Produkte erfolgt über den eigenen Onlineshop, über einen Selbstbedienungsraum ab Hof, über Hofläden und gelegentliche Marktfahrten.

 

Downloads