LFI Lehrgang Wildblumenwiese 2021

Online- und Präsenz-Einheiten prägten den Wildblumenwiesen-Lehrgang 2021. Theoretisches Hintergrundwissen rund um Artenvielfalt und Biodiversität von Fauna und Flora konnte heuer ganz einfach von zuhause aus erworben werden. Bei den Praxis-Einheiten an der Forschungsanstalt in Raumberg-Gumpenstein und in Mitterkirchen wurde nach dem Motto „Nicht der Landschaft mehr Bienen geben, sondern den Bienen mehr Landschaft geben“ Gelerntes in die Praxis umgesetzt.
Margeriten-Vermehrungsfeld.jpg
Margeriten-Vermehrungsfeld © Bienenzentrum OÖ

Intensive und extensive Flächen

In der ersten Online-Einheit gab Dr. Bernhard Krautzer, Leiter des Instituts Pflanzenbau und Kulturlandschaft in Raumberg-Gumpenstein, einen Überblick, was Biodiversität und Artenvielfalt bedeutet und wie sich diese im Laufe der Jahre geändert hat. Früher war die Mahd mit der Sense intensiv – heute ist sie extensiv. Extensive Grünlandflächen unterscheiden sich von intensiven durch einen geringeren Ertrag, keiner Düngung (max. Mist) sowie ein bis zwei Schnitte pro Vegetationsperiode. Ertragsbetonte Grünlandflächen werden mehr als dreimal gemäht, bedarfsgerecht gedüngt und auch die Nachsaat zur Aufrechterhaltung eines optimalen Bestandes ist unerlässlich.

Entwicklungszyklus von Tieren im Zusammenhang mit der Bewirtschaftungsform

Insekten und Wildtiere haben sich an die Bewirtschaftungsform von früher (=extensive Bewirtschaftung) angepasst. Ersichtlich ist das z.B. an der Brutzeit von einigen Vogelarten, die in der Zeit zwischen erstem und zweitem Schnitt in den Wiesen brüten. Bei intensiver Grünlandnutzung ( > 3 Schnitte) finden bestimmte Vögel keinen optimalen Brutraum und können sich daher nicht optimal fortpflanzen.

Dennoch sind manche Pflanzen auf eine Mahd angewiesen. Werden sie beispielsweise mehrere Jahre nicht gemäht, wird durch den niedrigen Graswuchs das natürlich abgefallene Saatgut der Wildpflanzen unterdrückt (wenig Licht etc.). Zusätzlich gelangen durch die kontinuierliche Brache (Mulchmaterial, abgestorbene Pflanzen) Nährstoffe in den Boden, was wiederum das Wachstum vieler Wildpflanzen hemmt.

Eine (minimale) Bewirtschaftung bzw. Pflege der Blühflächen ist daher auch notwendig!

Neophyten und heimische Wildpflanzen

Auch Neophyten sollen in Bezug auf heimische Wildpflanzen nicht außer Acht gelassen werden. Neophyten haben ein hohes Samenpotenzial und können nach vielen Jahren noch austreiben. Sie haben durchaus einen Einfluss auf das heimische Ökosystem:
  • Dichter Wuchs und starke Beschattung (Wuchshemmung heimischer Pflanzen)
  • Konkurrenz von Platz, Nährstoffen, Wasser (Wuchshemmung heimischer Pflanzen)
  • Negative Veränderung von nährstoffarmen Standorten durch Wurzelbakterien
Mag.a Claudia Wolkerstorfer empfiehlt daher: Vor der Pflanzung von Neophyten (z.B. Robinie) zur Gartengestaltung soll die Umgebung gut gewählt werden. Weiters sind regelmäßige Kontrollen bzw. Maßnahmen zur Eindämmung der Neophyten nach der Anlage essenziell. Neophyten können ansonsten heimische Pflanzen unterdrücken und verdrängen.
Geräte zur Blühstreifen-Anlage.jpg
Geräte zur Blühstreifen-Anlage © Bienenzentrum OÖ

Praxiseinheiten – Forschungsanstalt Raumberg-Gumpenstein und Mitterkirchen

An der Forschungsanstalt Raumberg-Gumpenstein und in Mitterkirchen wurden sowohl Fertigkeiten zur Blühstreifenanlage als auch Informationen zur Produktion von regional zertifiziertem Saatgut vermittelt. Ein reger Austausch unter den Teilnehmer*innen prägten die Praxistage. Auch die selbstständige Anlage von kleinen Blühflächen in der Praxis kamen nicht zu kurz. Weiters standen hilfreiche Tipps und Tricks sowie die Demonstration diverser Maschinen für die Blühflächenanlage im Fokus.

Aufgrund der Diversität der Teilnehmer*innen wurden auch viele unterschiedliche Praxisbeispiele präsentiert und kalkuliert. Von der richtigen Anlage von Blühflächen im landwirtschaftlichen Bereich bis hin zu Dachbegrünungen oder Schotter-Blühflächen – die Vielfalt an Möglichkeiten bestätigte sich auch hier wieder.
 
TeilnehmerInnen.jpg
TeilnehmerInnen © Bienenzentrum OÖ
„Mir ist die Förderung von Wildbienen und generell der ökologischen Vielfalt ein großes Anliegen. Diese Aspekte haben mich zur Teilnahme am Lehrgang motiviert.“
Lisa Steiner, BieZen Wien

„Ganz großartig waren die Begegnungen mit Menschen, die für Biodiversität in unterschiedlichen Lebensbereichen tätig werden wollen oder schon tätig sind. Mitgegeben wurde uns ganz viel Wissen, um unsere Lebensbereiche zum Erblühen zu bringen!“
Thekla Raffezeder

 

Fazit

Aus den lehrreichen Theorie- und Praxis-Einheiten des LFI Lehrgangs Wildblumenwiese lässt sich schlussfolgern, dass jede*r einen Beitrag zu mehr Biodiversität leisten kann. Die Anlage von Blühstreifen oder Blühflächen ist eine Möglichkeit, um Honig- und Wildbienen sowie weiteren Insekten Nahrung und Nistplatz zu geben. Die Förderung dieser Tiere ist wichtig, um ein funktionierendes Ökosystem aufrecht zu erhalten. Jedes Insekt befliegt andere Pflanzen und trägt dadurch zum Erhalt einer artenreichen Fauna und Flora bei.

Ein großer Dank gilt allen Vortragenden, die ihr Knowhow und ihre Begeisterung für Biodiversität beim LFI Lehrgang Wildblumenwiese den Teilnehmer*innen vermittelten!