Digitale Tools zum Erhalt der Biodiversität

Anna Quehenberger und Stefanie Payrleitner (Studierende der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik Wien) haben sich im Rahmen der Lehrveranstaltung "Landwirtschaft 4.0" mit digitalen Tools zum Erhalt der Biodiversität beschäftigt.
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Digitale Tools zur Unterstützung bei Erhebungen von Pflanzen © Bienenzentrum OÖ

Maßnahmen zur Biodiversitätserhaltung und -förderung

Die biologische Vielfalt und deren Erhaltung gewinnen v.a. in Zeiten des Klimawandels immer mehr an Bedeutung, da die Biodiversität Voraussetzung für eine erfolgreiche Anpassung der Pflanzen und Tiere an klimatische Veränderungen ist und folgend für ein längerfristiges Überleben sorgt (Graf, R. et al., 2016, S. 7 ff.).
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Artenvielfalt für alle zugänglich machen © Payrleitner
In der EU-Biodiversitätsstrategie 2030 werden Maßnahmen punkto Biodiversität aufgezeigt, welche österreichweit folgende Bereiche abdecken:
Maßnahmen zu …
… Raumordnung, Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Jagd, Wasserwirtschaft und Fischerei.
… Tourismus und Freizeitnutzung.
… Industrie, Gewerbe, Handel und Konsum.
… Rohstoffgewinnung, Verkehr und Mobilität sowie Energie.
(Umweltbundesamt, 2020b)

In Bezug auf biodiversitätsfördernde Maßnahmen wird in der vorliegenden Arbeit vor allem auf digitale Hilfsmittel – im Speziellen Apps – eingegangen, die förderlich für den Erhalt der Biodiversität auf landwirtschaftlich genutzten Flächen sind. 
Es ist nicht nur die Landwirtschaft, sondern die gesamte Gesellschaft gefordert, Maßnahmen für die Erhaltung und Förderung der Artenvielfalt umzusetzen. Von der Anlage eines Blühstreifens im eigenen Garten, der Vermeidung von Mährobotern am Rasen, der Erhaltung von “Schlampertflächen”, die selten gemäht werden und völlig der Natur überlassen bleiben, bis hin zum Bau von Insektenhotels kann jede einzelne Person einen kleinen Beitrag leisten.

(Suske et al., 2019, S. 24 ff.)

Citizen Science

Das Mitwirken der Gesellschaft an wissenschaftlichen Erkenntnissen wird Citizen Science genannt. Derzeit wird Citizen Science als empirisches Forschungsfeld gesehen, in welchem die Gesellschaft aktiv an der Wissenschaft teilhaben kann. Im Gegensatz zur klassischen Forschung sind die Forschenden jedoch keine hauptberuflichen Wissenschaftler*innen, sondern Ehrenamtliche. Citizen Science kommt in vielen Forschungsbereichen wie der Astronomie, der Biologie, der Gesundheit der Bevölkerung etc. zum Einsatz.
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Ziele von Citizen Science © A. Richter (2020) Abgerufen am 4. Mai 2021 von Citizen Science - Neues Beteiligungsformat für die Forschung zur Agrar-, Forst-, Fischeiwirtschaft und zu ländlichen Räumen?

Beispiele für digitale Tools

  • Biodiversitätsmonitoring mit Landwirt*innen
    Dieses Projekt wurde 2007 vom Österreichischen Kuratorium für Landtechnik und Landentwicklung (ÖKL) ins Leben gerufen. Ziele des Biodiversitätsmonitorings sind unter den Landwirt*innen Bewusstseinsbildung für die Biodiversität auf eigenen landwirtschaftlichen Nutzflächen zu schaffen und ein Verständnis der Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Pflanzen- und Tierarten zu generieren.
    (Österreichisches Kuratorium für Landtechnik und Landentwicklung, 2018)
     
  • Naturbeobachtungsapp und -plattform
    Der Naturschutzbund Österreich bietet für die Erfassung der regionalen Fauna und Flora eine Online-Plattform (seit 2006) mit verknüpfter Applikation (seit 2020) an, wo interessierte Personen Funde von Pflanzen und Tieren fotografieren, beschreiben und folgend abschicken können. Mithilfe der Naturbeobachtungsplattform und -app können Pflanzen und Tiere erfasst werden. Da es sich um ein Tool des österreichischen Naturschutzbundes handelt, ist die Bedienungssprache Deutsch und auch die Kategorien und Arten, welche gewählt werden können, beziehen sich auf das Land Österreich.
     
  • Flora Incognita App
    Aufgrund der Komplexität diverser Bestimmungshilfen für Laien waren Expert*innen auf der Suche nach einer Methode, um der Gesellschaft die Pflanzenbestimmung einfacher zu gestalten. Aus diesem Grund wurde eine App entwickelt, damit Erfassungen und Beobachtungen der Pflanzenwelt im Rahmen von Citizen Science durchgeführt werden können.

Fazit zu den digitalen Tools

Methoden der Citizen Science, insbesondere digitale Tools, die auch in der Citizen Science angewendet werden, sind eine große Chance, bei Landwirt*innen eine Bewusstseinsbildung für die Notwendigkeit der Biodiversität auf den eigenen Flächen zu schaffen und um Zusammenhänge der Tier- und Pflanzenwelt zu veranschaulichen. 

Vorteile
  • Beschäftigung in und mit der Natur
  • Nützliche Freizeitbeschäftigung
  • auch für Kinder spannend
  • Erweiterung des eigenen Knowhows
  • Mithilfe bei der Sammlung von Biodiversitätsdaten (Partizipation: “Ich kann einen Beitrag leisten”)
Die gesamte Seminararbeit finden Sie unter den Downloads!

Quellen

BMNT – Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus (2018). Digitalisierung in der Landwirtschaft – Entwicklung, Herausforderung und Nutzen der neuen Technologien für die Landwirtschaft. Wien: Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus.

Graf, R., Jenny, M., Chevillat, V., Weidmann, G., Hagist, D., Pfiffner, L. (2016). Biodiversität auf dem Landwirtschaftsbetrieb – Ein Handbuch für die Praxis. (2. Auflage) Bern: Stämpfli.

ÖKL - Österreichisches Kuratorium für Landtechnik und Landentwicklung. (2018). Biodiversitätsmonitoring mit LandwirtInnen. Abgerufen am 4. Mai 2021 von http://wiese.biodiversitaetsmonitoring.at/index.php/de/

Suske, W., Maurer, J., Horvath, K. (2019). Tu was! Wien: Gugler Print.

Umweltbundesamt: Rabitsch, W., Zulka, K.P. & Götzl, M. (2020a). Insekten in Österreich. Artenzahlen, Status, Trends, Bedeutung und Gefährdung. Reports, Bd. REP-0739. Umweltbundesamt, Wien.



 

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