Bienengesundheit und der Einfluss des Bücherskorpions (Teil 3/3)

Dieser Beitrag ist Teil der Diplomarbeit „Imkerei 4.0 – altes und neues Wissen verbinden“, verfasst von Romana Hansbauer.
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Bücherskorpionmännchen © Schiffer 2017, 17

Persönlicher Zugang

Durch meine Arbeit habe ich erkannt, dass sich die Imkerei, wie so viele Bereiche unseres Lebens, stark verändern wird und muss. Der Klimawandel und seine weitreichenden Auswirkungen haben zur Folge, dass auch in der Imkerei Alternativen zur konventionellen Haltungsweise gefunden werden müssen. Der Bücherskorpion könnte hierbei überaus hilfreich sein. Einige Imker*innen sind bereits jetzt überzeugt von der Wirtschaftsweise mit Bücherskorpionen und ich hoffe sehr, dass noch viele Imker*innen dies für sich entdecken. Mit meiner gewonnen Erkenntnis möchte ich gerne selbst Erfahrungen mit dem Bücherskorpion sammeln. Derzeit studiere ich an der fhg Tirol Diätologie und habe folglich wenig Zeit für die Imkerei. Wenn sich wieder die Gelegenheit ergibt, werde ich dieses Projekt auf jeden Fall in Angriff nehmen.
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Bücherskorpion mit Varroamilbe © Schiffer 2017, 17

Allgemeines zum Bücherskorpion

Der Bücherskorpion (Chelifer cancroides) gehört zur Gattung der Spinnentiere. Er besitzt acht Beine und Fangarme, welche er zur Jagd verwendet. Ferner verfügt der Pseudoskorpion über einen Giftzahn, womit er seine Beute lähmt. Mit den Tasthaaren ist es ihm möglich, seine Beute aufzuspüren. Ist die Beute durch das Gift gelähmt, beginnt der Bücherskorpion mit dem Aussaugen der Beute. Der natürliche Feind der Varroamilbe ist der Bücherskorpion. (Vgl. SCHIFFER 2013, 40)
 
In der heutigen Zeit sind kaum mehr Bücherskorpione in Bienenstöcken vorhanden, anders als vor einigen Jahrzehnten, als Bücherskorpione noch fixer Bestandteil des Bienenstocks gewesen sind. Grund dafür sind einerseits die im Bienenstock angewendeten Arzneimittel und andererseits die Bauweise der Bienenbeuten. Des Weiteren hält der Bücherskorpion der Ameisensäure nicht stand. Deshalb sind die Skorpione in fast keinem Bienenstock mehr zu finden. Für die Haltung des Bücherskorpions im Bienenvolk müssen bestimmte Bauarten der Beuten vorhanden sein. (Vgl. SCHIFFER 2017, 29)
 
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Geschlechterspezifische Abneigung versus geschlechterspezifisches Interesse bzgl. des Bücherskorpions © Romana Hansbauer

Ergebnisse der Erhebung

Interesse am Einsatz von Bücherskorpionen
Im Fragebogen werden unter anderem auch Imker*innen befragt, welche keinen Bücherskorpion im Bienenstock halten. Auf die Frage, ob jene Personen Bücherskorpione im Bienenstock halten würden, auch wenn dies einen zeitlichen und finanziellen Mehraufwand mit sich bringt, antworten 165 Personen.
Davon sind 121 männlich (73 % aller Befragten) und 44 weiblich (27 % aller Befragten). Manche Befragte könnten es sich vorstellen. Weiters können es sich Imker*innen vorstellen, wenn die Arbeitsweise mit dem Bücherskorpion weiter erforscht und ausgereifter ist und mehr Informationen zu jener Thematik zur Verfügung steht. Einige Imker*innen hingegen führen derzeit Umbaumaßnahmen für eine bevorstehende Arbeitsweise mit dem Bücherskorpion durch.

Sehr viele Imker*innen geben jedoch an, dass sie von jener Methode nicht überzeugt sind, da der Bücherskorpion es nicht schaffen würde, eine hohe Anzahl an Krankheitserregern zu bekämpfen.
Die Befragung hat ergeben, dass 48 Männer (40 % aller beteiligten Imker) und 21 Frauen (48 % aller beteiligten Imkerinnen) es sich vorstellen können, mit dem Bücherskorpion zu arbeiten, auch wenn dies einen finanziellen und zeitlichen Mehraufwand bedeuten würde. 73 Männer (60 % aller beteiligten Imker) und 23 Frauen (52 % aller beteiligten Imkerinnen) sind nicht bereit, diese Haltungsweise anzuwenden.
Es kann daher gesagt werden, dass Frauen diesbezüglich offener sind und bereit wären, die Bienenhaltung mit Bücherskorpion durchzuführen.
 
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Gründe für das Verschwinden des Bücherskorpions aus dem Bienenstock © Romana Hansbauer
Gründe für das Verschwinden des Bücherskorpions aus dem Bienenstock
Auf die Frage, welche Gründe es gibt, warum man heutzutage kaum mehr Bücherskorpione im Bienenstock findet, antworten 119 Personen. Auf diese Frage antworten also im Vergleich zu den anderen Fragestellungen weniger Imker*innen. Elf Befragte denken, dass dies an der Klimaerwärmung liegt. Von diesen elf Befragten (9 % aller Befragten) sind sechs männlich (5 % aller Befragten) und fünf weiblich (4% aller Befragten).
Die Meinung, dass dies an den im Bienenstock angewendeten Tierarzneimitteln liegt, vertreten 35 männlichen Befragte (30% aller Befragten). Elf weibliche Befragte (9 % aller Befragten) sind auch dieser Meinung. 72 Teilnehmer (61 % aller Befragten) und 26 Teilnehmerinnen (22 % aller Befragten) sind der Meinung, dass das Verschwinden des Bücherskorpions aus dem Bienenstock einen anderen Grund hat.
Auf die Frage, welchen Grund das Verschwinden des Bücherskorpions aus dem Bienenstock hat, antworten 72 Männer (88 % aller beteiligten Imker) und 26 Frauen (78 % aller beteiligten Imkerinnen), dass sie denken, dies liege an den im Bienenstock verwendeten Tierarzneimitteln. Der Anteil der Männer, der denkt, dies liege am Klimawandel, liegt bei sechs Personen (7 % aller beteiligten Imker). Fünf Frauen (15 % aller beteiligten Imkerinnen) schließen sich dieser Meinung an. 35 Männer (41 % aller beteiligten Imker) und 11 Frauen (33 % aller beteiligten Imkerinnen) sind der Meinung, dass das Verschwinden des Bücherskorpions einen anderen Grund hat.

Fazit

Aufgrund der Befragung ist ersichtlich, dass Imker*innen großes Interesse am Bücherskorpion haben. Die meisten können es sich jedoch zum jetzigen Zeitpunkt nicht vorstellen, mit dem Pseudoskorpion zu arbeiten. Manche Imker*innen merken an, dass derzeit noch nicht ausreichend Forschung zu diesem Thema betrieben wird. Zumindest im deutschsprachigen Raum könne man sehr wenige Forschungsberichte zu diesem Thema finden. Auch während der Recherche habe ich große Schwierigkeiten ergeben, adäquate Literatur zur Thematik Bücherskorpion zu finden. Es gibt eine Vielzahl an Literatur zum Pseudoskorpion im Allgemeinen. Doch es fehlen spezielle Untersuchungen zum Pseudoskorpion in der Imkerei.

Quelle

Kaiser, C., Hansbauer, R., Achleitner, V. (2021). Imkerei 4.0 – altes und neues Wissen verbinden. Linz: HBLA Elmberg.
Der gesamte Text des Beitrags wurde direkt und unverändert der Diplomarbeit entnommen.

Bildnachweis:
SCHIFFER, T. (2017): Handlungsanleitung für artgerechte Bienenhaltung mit Bücherskorpionen, Eigenverlag: Schiffer
Auswertungen: Romana Hansbauer