Bewegt und vielschichtig – das Bienenjahr 2021

Das Wetter fuhr heuer in ganz Oberösterreich Achterbahn: Starkregenereignisse, Trockenheit und Hagel traten in der diesjährigen Vegetationsperiode hervor. Auch für unsere Honigbienen, Imkerinnen und Imker definitiv kein einfaches Jahr!
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Honigbienen bei der Arbeit © Bienenzentrum OÖ

Verlustrate in Oberösterreich bei 12,7 Prozent

Der letzte Winter brachte eine mittlere Verlustrate von Bienenvölkern. Das Institut für Biologie an der Karl-Franzens-Universität Graz meldet, dass 12,5 Prozent der Bienenvölker den Winter 2020/21 in Österreich nicht überlebt haben. Die Verlustrate in Oberösterreich lag bei 12,7 Prozent. Wie auch in den Jahren zuvor war die Beteiligungsrate von Imkerinnen und Imker an der Erhebung aus Oberösterreich sehr gering. Von den rund 8.000 oberösterreichischen Imkerinnen und Imkern haben nur 285 an der Umfrage teilgenommen. Um einen Überblick über den Gesundheitszustand der Bienenvölker bzw. wirtschaftliche Gesundheit des Imkereisektors zu erhalten und entsprechende Schwerpunkte in der Beratung der ImkerInnen zu setzen, ist die Meldung der Winterverluste absolut bedeutsam.
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Mehrjährige Blühfläche Bad Wimsbach © Bienenzentrum OÖ

Wetterlagen beeinflussten Nahrungssuche

Die Bienenvölker haben sich im ersten Quartal aufgrund den gleichmäßig und kontinuierlich ansteigenden Temperaturen sehr gut entwickelt. Als der Futtervorrat aufgebraucht war und die Bienen immer mehr auf den Nektar aus der Natur angewiesen waren, folgte eine kühle und regnerische Wetterperiode (ab Mitte April bis Ende Mai). Diese führte dazu, dass die Bienen nicht mehr zum Sammeln ausfliegen konnten. Die schlechte Wetterlage hemmte einerseits die Entwicklung der Bienenvölker, andererseits bestand ein erhöhter Futterbedarf aufgrund der vorhandenen Bruttätigkeit, weshalb vielerorts eine Notfütterung vorgenommen werden musste. Im Juni und Juli verursachte v.a. Hagel bzw. Starkregen, dass in manchen Regionen Blüten ausgeschwemmt wurden oder die Honigtauerzeuger (Läuse), die für den begehrten Waldhonig verantwortlich sind, einfach abgeschwemmt wurden.
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Blütenhonig gibt es witterungsbedingt wenig oder wurde größtenteils von den Bienen selbst verbraucht. © Bienenzentrum OÖ

Wenig Blütenhonig, mehr Waldhonig

Blütenhonig gab es insgesamt wenig, da die Honigbienen aufgrund der schlechten Wetterlagen den eingetragenen Honig selbst verbraucht haben. Selbst jene Imkerinnen und Imker, die zu Bestäubungszwecken in den sehr nektar- und pollenreichen Raps wanderten, beklagten geringe Erträge. Mancherorts durften sich Imkerinnen und Imker aber noch über einen späten Sommerblütenhonig im Juni bzw. Anfang Juli freuen. Die Qualität des Waldhonigs ist jedoch heuer ausgezeichnet. Das Honiglabor des Österreichischen Imkereizentrums meldet eine sehr gute Lagerfähigkeit sowie ein breites Pollenspektrum des Waldhonigs. Grund für die ausgezeichnete Qualität ist, dass der Waldhonig heuer witterungsbedingt lange Zeit hatte, um optimal zu reifen.
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Bienenvölker werden auf Schwarmzellen kontrolliert. © Bienenzentrum OÖ

Gesunde Winterbienen

In den letzten Wochen wurden die Bienenvölker als Vorbereitung für die Wintermonate gefüttert und gegen die Varroamilbe behandelt. Die langlebige Winterbiene ist mittlerweile fertigentwickelt und an Stelle der kurzlebigen Sommerbiene getreten. Für die Winterbiene ist die optimale Versorgung mit Pollen als Eiweißfutter in zweierlei Hinsicht notwendig: Einerseits lebt die Winterbiene wesentlich länger, andererseits versorgt sie als Pflegebiene die Jungbienen für das folgende Imkerjahr. Ein gut ausgebildeter Fettkörper trägt wesentlich zur Bienengesundheit bei. Aus diesem Grund sind für die Bienenvölker verschiedene Läppertrachten vor allem im Hochsommer notwendig. Neben diversen bienenfreundlichen Bäumen und Sträuchern haben ein- und mehrjährige Blühflächen besondere Bedeutung. Diese stellen sowohl eine essentielle Futterquelle als auch einen wertvollen Lebensraum für Wildbienen und andere blütenbesuchende Bestäuberinsekten dar.
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Imkerinnen und Imker berichten, dass es große regionale Unterschiede bei den Honigerträgen gibt. © Bienenzentrum OÖ

Forderung nach Herkunftsbezeichnung

Die Honigreserven der letzten Jahre sind aufgebraucht. Aufgrund der Engpässe der letzten Jahre und der erhöhten Ausgaben für zusätzliches Bienenfutter für die Notfütterung im Frühjahr müssen KonsumentInnen mit einer Preisanpassung für qualitativ hochwertigen, heimischen Honig rechnen. Höhere Preise und Honigengpässe können zu mehr Importen von ausländischem Honig führen. Mit importierten Honig aus Drittstaaten, der teilweise nicht den EU-Qualitätsstandards entspricht, kann der heimische Honig, aufgrund der höheren Produktionskosten, preislich nicht mithalten. Teilweise wird Honig aus Drittstaaten verfälscht oder mit Zucker- oder Reissirup gestreckt. Dies darf bei Honige, welche nach EU-Richtlinien produziert werden, nicht vorkommen.
Es zeigt sich, dass die KonsumentInnen immer häufiger direkt bei den ProduzentInnen oder im Lebensmittelhandel zu hochwertigem, heimischem Honig greifen. Um eine eindeutige Unterscheidung zwischen heimischen Honig und Honig bzw. honigähnlichen Produkten aus EU- und Nicht-EU-Ländern sicherzustellen, ist eine strenge Herkunftsbezeichnung erforderlich. Die bisherige Kennzeichnung sagt nichts bis nur wenig aus!
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Imker und Landwirte an einem Tisch © Bienenzentrum OÖ

Ändern heißt/ist das neue beständig

Für die Imker als Landwirte in unserem Land heißt es weiterhin: mutig mit der Natur und ihrem unvorhersehbaren Jahresverlauf arbeiten zu dürfen und sich jährlich dem Witterungsverlauf anpassen zu müssen. Anpassungsfähigkeit und Mut zu Veränderungen in Bezug auf unberechenbare Ereignisse ist gefragt. „Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen.“ (Aristoteles)