Online-Seminar „Lebensraumvernetzung mit ÖPUL-Maßnahmen“ – ein Rückblick
Beim Online-Seminar zur Lebensraumvernetzung am 12. November standen sowohl die fachlichen Grundlagen des Agrarumweltprogramms (ÖPUL) als auch praktische Beispiele innovativer landwirtschaftlicher Betriebe aus Oberösterreich im Mittelpunkt.
ÖPUL – Das Herzstück der österreichischen Agrarpolitik
Seit 1995 ist das Österreichische Programm für umweltgerechte Landwirtschaft (ÖPUL) ein zentrales Instrument der Agrarpolitik. Aktuell verzeichnet Oberösterreich eine beeindruckende Teilnahmerate von 86 % der MFA-Betriebe an ÖPUL-Maßnahmen. Trotz der inhaltlichen Vielfalt und der zum Teil sehr detaillierten Vorgaben bleibt ein Grundprinzip unverändert: Die Teilnahme am ÖPUL-Programm ist freiwillig – und lebt davon, dass Betriebsführende jene Maßnahmen auswählen können, die ihnen am besten entsprechen.
Beratungsangebot: Biodiversität am eigenen Betrieb entwickeln
Petra Doblmair, Bio-Beraterin der Landwirtschaftskammer OÖ, präsentierte die gesamtbetriebliche Biodiversitätsberatung. Dieses Angebot richtet sich an alle landwirtschaftlichen Betriebe – sowohl konventionell als auch biologisch wirtschaftende.
Die Beratung umfasst:
Die Beratung umfasst:
- Erhebung der bestehenden Biodiversitätsleistungen
- Vor-Ort-Analyse am Betrieb
- Einbindung relevanter Fördermöglichkeiten
- Erstellung eines individuellen Maßnahmenplans
Lebensraumvernetzung als Schwerpunkt
Wie der Titel bereits verrät, widmete sich die Veranstaltung besonders dem Thema „Biotop- und Lebensraumvernetzung“ – einem entscheidenden Faktor, um Artenvielfalt langfristig zu sichern und zu fördern. Die Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer erhielten zahlreiche Anregungen aus Best-Practice-Beispielen und konnten wertvolle Ideen mitnehmen, um diese in die betriebliche Praxis zu übertragen.
Nikolaus Stiebitzhofer – Ackerbau und Vielfalt vereint und Biodiversitätsbotschafter 2021
Der Landwirt Nikolaus Stiebitzhofer aus St. Florian bei Linz nahm die Teilnehmenden mit auf einen virtuellen Rundgang über seinen Betrieb. Der Ackerbaubetrieb umfasst rund 10 Hektar Ackerfläche, 17 Hektar Wald sowie etwa 2 Hektar Streuobstwiesen und Landschaftselemente und ist ein Beispiel dafür, wie sich Biodiversität und eine produktionsorientierte Bewirtschaftung miteinander verbinden lassen.
Für Stiebitzhofer ist der Hof selbst der zentrale Ausgangspunkt: Von hier aus denkt er Maßnahmen weiter und nutzt konsequent die Ressourcen, die bereits vorhanden sind. Zu den besonderen Natur- und Strukturelementen auf seinem Betrieb zählen unter anderem 30 Schwalbennester, verschiedene Fledermausarten, Wildbienen, Turmfalken, mehrere neue Heckenanlagen, die Wiederbelebung vergraster Biodiversitätsflächen, Blühstreifen als Schlagteilung sowie zusätzlicher Erosionsschutz.
Für Stiebitzhofer ist der Hof selbst der zentrale Ausgangspunkt: Von hier aus denkt er Maßnahmen weiter und nutzt konsequent die Ressourcen, die bereits vorhanden sind. Zu den besonderen Natur- und Strukturelementen auf seinem Betrieb zählen unter anderem 30 Schwalbennester, verschiedene Fledermausarten, Wildbienen, Turmfalken, mehrere neue Heckenanlagen, die Wiederbelebung vergraster Biodiversitätsflächen, Blühstreifen als Schlagteilung sowie zusätzlicher Erosionsschutz.
Ein eindrucksvolles Beispiel liefert eine ehemals vergraste Biodiversitätsfläche, die nach etwa vier Jahren ihre Artenvielfalt verloren hatte. Stiebitzhofer reaktivierte diese Fläche, indem er erneut regional zertifiziertes Wildblumenwiesensaatgut einsäte – mit großem Erfolg. Er empfiehlt dieses Vorgehen auch anderen Landwirtinnen und Landwirten.
Für ihn erfüllen Biodiversitätsflächen eine wichtige Zusatzfunktion als Erosionsschutz. Er mulcht die Flächen auf einer Höhe von etwa 30–40 cm, wobei ein Teil der Blütenstände erhalten bleibt. Trotz des Mulchens entwickeln sich die Bestände stabil und artenreich weiter.
"Biodiversitätsflächen mitten im Feld wirken am stärksten für den Biotopverbund – und verbessern langfristig auch den Boden.“
Für ihn erfüllen Biodiversitätsflächen eine wichtige Zusatzfunktion als Erosionsschutz. Er mulcht die Flächen auf einer Höhe von etwa 30–40 cm, wobei ein Teil der Blütenstände erhalten bleibt. Trotz des Mulchens entwickeln sich die Bestände stabil und artenreich weiter.
"Biodiversitätsflächen mitten im Feld wirken am stärksten für den Biotopverbund – und verbessern langfristig auch den Boden.“
Johann Schauer – „Farming for Nature“ - Biodiversitätsbotschafter 2025
Johann Schauer, einer der ausgewählten Farming for Nature-Botschafter 2025, gab beim Seminar Einblicke in seinen Bio-Betrieb in Dornetshub, Gemeinde Natternbach. Schauer gilt als Vorreiter für mit regionalen Saatgutmischungen neu eingesäten Biodiversitätsflächen (DIVRS) am Grünland in Oberösterreich.
Sein Weg zum Naturschutz begann bereits vor einigen Jahren: Er wandte sich an die Naturschutzabteilung des Landes OÖ und legte dort ein Renaturierungskonzept bzw. einen Projektantrag vor. Ein zentraler Gedanke dabei war die Nutzung unterschiedlicher Randzonen und die Vernetzung von Lebensräumen. Für die Anlage seiner Flächen verwendet er regionale, zertifizierte Wildblumenmischungen von Erich Bangerl.
Sein Weg zum Naturschutz begann bereits vor einigen Jahren: Er wandte sich an die Naturschutzabteilung des Landes OÖ und legte dort ein Renaturierungskonzept bzw. einen Projektantrag vor. Ein zentraler Gedanke dabei war die Nutzung unterschiedlicher Randzonen und die Vernetzung von Lebensräumen. Für die Anlage seiner Flächen verwendet er regionale, zertifizierte Wildblumenmischungen von Erich Bangerl.
Ein weiteres zentrales Projekt betrifft einen Pachtgrund mitten im Ort von Natternbach, eine 2-Hektar-Fläche, die früher als 4-Schnitt-Wiese bewirtschaftet wurde. Schauer fühlte sich zunehmend unwohl damit, direkt im Ortszentrum Gülle auszubringen. Sein Gedanke war: „Wenn ich etwas verändern möchte, dann nicht nur am Hof – sondern auch hier im Ort.“ Er entschied sich daher, die Fläche in eine DIVRS-Fläche überzuführen und nutzte die Möglichkeit, das Wirtschaftsgrünland umzubrechen und mit regionalem Wildblumensaatgut zu erneuern. Bereits im ersten Jahr zeigte sich eine bunte und vielfältige Mischung, die großes Interesse weckte. Über die Jahre veränderte sich die Fläche ständig und entwickelte sich zu einem beeindruckenden Blütenmeer.
Für Schauer steht fest: „Naturschutz und Landwirtschaft gehen Hand in Hand – und es funktioniert!“
Für Schauer steht fest: „Naturschutz und Landwirtschaft gehen Hand in Hand – und es funktioniert!“
Bernhard Kargl – Abgestufte Grünlandbewirtschaftung
Bernhard Kargl aus Esternberg, Bezirk Schärding, stellte seinen langjährig biologisch bewirtschafteten Betrieb vor und erläuterte seine Bewegründe für die praktische Umsetzung der abgestuften Grünlandnutzung.
Aufgrund unterschiedlicher Standortbedingungen, begrenzter Wirtschaftsdüngerverfügbarkeit und dem Ziel einer höheren Grundfutterleistung hat er seine Grünlandflächen am Betrieb in Intensiv- und Extensivflächen eingeteilt. Damit wird einerseits das Ziel hochwertiger Grundfutterqualitäten erreicht und andererseits auch die betriebliche Artenvielfalt verbessert.
Aufgrund unterschiedlicher Standortbedingungen, begrenzter Wirtschaftsdüngerverfügbarkeit und dem Ziel einer höheren Grundfutterleistung hat er seine Grünlandflächen am Betrieb in Intensiv- und Extensivflächen eingeteilt. Damit wird einerseits das Ziel hochwertiger Grundfutterqualitäten erreicht und andererseits auch die betriebliche Artenvielfalt verbessert.
Anhand wirtschaftlicher Kennzahlen wurde veranschaulicht, wie die Anpassung der Nutzungsintensität – von ertragsbetonten über extensive Mähwiesen bis hin zu Dauerweiden – zu einer deutlichen Steigerung der Grundfutterleistung führte. Nach der Umstellung erhöhte sich die Milchleistung aus Grundfutter pro Kuh im Jahresvergleich um über 1.000 kg, ohne dass mehr Kraftfutter eingesetzt werden musste. Zusätzlich konnten Transport- und Düngungskosten gesenkt sowie Fördermöglichkeiten für Extensivflächen genutzt werden.
Abschließend betonte Bernhard Kargl die Bedeutung eines optimalen Schnittzeitpunktes, einer abgestimmten Düngung sowie regelmäßiger Nachsaat für stabile Erträge und Futterqualitäten. Die abgestufte Nutzungsstrategie bringe daher im Vergleich geringfügig mehr Arbeitsaufwand mit sich, verbessere jedoch insgesamt die Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit des Betriebs.
Abschließend betonte Bernhard Kargl die Bedeutung eines optimalen Schnittzeitpunktes, einer abgestimmten Düngung sowie regelmäßiger Nachsaat für stabile Erträge und Futterqualitäten. Die abgestufte Nutzungsstrategie bringe daher im Vergleich geringfügig mehr Arbeitsaufwand mit sich, verbessere jedoch insgesamt die Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit des Betriebs.
Gregor Lehner – Agroforst und Hecken als Chance
Gregor Lehner betreibt in Ansfelden einen vielseitigen landwirtschaftlichen Betrieb mit rund 25 Hektar Acker- und Obstbau. Sein Betrieb ist besonders divers aufgestellt: Unter anderem bewirtschaftet er etwa 1 Hektar Erdbeeren und rund 0,5 Hektar Marillen. Zudem hat er einen Teich angelegt und setzt laufend neue Ideen und Maßnahmen um, um seinen Betrieb weiterzuentwickeln.
Mit Unterstützung des OÖ Landesjagdverbands, der die Kosten für die Forstpflanzen übernahm, wurde ein Heckenprojekt zum Schutz vor Wind und Erosion umgesetzt. Für Lehner hatte das Projekt auch einen praktischen Nutzen: Durch die Hecken wurde eine „Trennwand“ geschaffen, die ihm hilft, Wasser besser abzuleiten und die Flächen funktional zu gliedern.
Mit Unterstützung des OÖ Landesjagdverbands, der die Kosten für die Forstpflanzen übernahm, wurde ein Heckenprojekt zum Schutz vor Wind und Erosion umgesetzt. Für Lehner hatte das Projekt auch einen praktischen Nutzen: Durch die Hecken wurde eine „Trennwand“ geschaffen, die ihm hilft, Wasser besser abzuleiten und die Flächen funktional zu gliedern.
Darüber hinaus hat Lehner im Rahmen des Agroforstprojekts SilvoCultura (myclimate) weitere Baumstrukturen angelegt – darunter Bauminseln, Baumreihen sowie hochstämmige Obst- und Laubgehölze. Gefördert werden Maßnahmen auf Acker-, Grünland- und Naturschutzflächen. Zusätzlich setzt er Naturschutzmaßnahmen, wie die Anlage einer Bodenbrüterinsel, kombiniert mit hochstämmigen Birnbäumen, um. Lehner nutzt solche Projekte nicht nur zur ökologischen Aufwertung seiner Flächen, sondern auch zur Inspiration: Er holt sich aktiv neue Ideen, um weitere Maßnahmen sinnvoll in seinen Betrieb zu integrieren.
Finanziell profitiert er besonders vom SilviaCultura-Programm: Für jeden hochstämmigen Baum werden rund 100 Euro gefördert, ergänzt durch Mittel aus der Naturschutzförderung "Naturaktives Oberösterreich", die weitere 25–30 Euro pro Baum beisteuern. Insgesamt ergibt das etwa 120–130 Euro Förderung pro Baum. Das unterstützt bei der Umsetzung der Maßnahmen und die Flächen erwirtschaften für ihn dennoch einen guten Erlös. Wichtig ist ihm dabei zu betonen, dass es sich beim Programm um eine reine Förderung handelt – nicht um ein Zertifizierungssystem.
Finanziell profitiert er besonders vom SilviaCultura-Programm: Für jeden hochstämmigen Baum werden rund 100 Euro gefördert, ergänzt durch Mittel aus der Naturschutzförderung "Naturaktives Oberösterreich", die weitere 25–30 Euro pro Baum beisteuern. Insgesamt ergibt das etwa 120–130 Euro Förderung pro Baum. Das unterstützt bei der Umsetzung der Maßnahmen und die Flächen erwirtschaften für ihn dennoch einen guten Erlös. Wichtig ist ihm dabei zu betonen, dass es sich beim Programm um eine reine Förderung handelt – nicht um ein Zertifizierungssystem.
Fazit
Das Seminar zeigte eindrucksvoll, wie vielfältig die Möglichkeiten im ÖPUL sind und welchen Beitrag sie zur Lebensraumvernetzung und Biodiversität leisten können. Die Praxisbeispiele unterstrichen, dass ökologische Maßnahmen und wirtschaftliche Betriebsführung kein Widerspruch sind – im Gegenteil: Viele Betriebe profitieren langfristig von artenreichen Flächen, gesunden Böden und stabilen Ökosystemen.