Biodiversität im Agrarland

Die „Bio Austria“ führte im Jänner und Februar Online-Veranstaltungen durch, wo auch die Biodiversität thematisiert wurde. Biodiversität ist in aller Munde – darüber Bescheid zu wissen und sich zu informieren hilft, sich mit der Thematik vertraut zu machen, fachlich mehr Sicherheit zu bekommen und unterstützt bei der Ideenfindung, welche Maßnahmen am eigenen Betrieb umgesetzt werden können.
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Hummel bei der Nahrungssuche © Bienenzentrum OÖ

Maßnahmen zur Biodiversitätsförderung – DI Eva Marthe (Bio Austria)

In der Präsentation von Eva Marthe waren Maßnahmen zur Förderung der Vielfalt am eigenen Betrieb Inhalt. Folgend Möglichkeiten zur Umsetzung:
  • Überjährige Bereiche fördern
  • Mosaiknutzung (75% mähen, 25% später mähen) praktizieren
  • Feldraine: wichtige Überwinterungsräume lassen
  • Kiebitzinsel, Lerchenfenster (unbebaute Feldflächen) fördern
  • Acker-Teilbereiche stilllegen und Blühstreifen anlegen
    (Saatgut und Pflege abhängig vom Erfolg der Blühfläche)
  • Begrünungen mit blütenreichen Mischungen und samentragende bzw. winterharten Kulturen verwenden
  • Späte Stoppelbearbeitung (frühestens 4-7 Wochen nach Ernte) durchführen oder Stoppel überwintern lassen
  • Lichtäcker (Verringerung der Aussaatstärke auf ca. 50% der üblichen Fläche) fördern
  • Blühende Untersaaten bei Mais ausbringen
  • Blühende Kulturen (Raps etc.) anbauen
  • Seltene landwirtschaftliche Kulturpflanzen verwenden
  • Vielfältige Strukturen (Holzhaufen, Steinhaufen, Gstätten, Raine etc.) fördern
Vorgestellt wurde auch der Biodiversitätsrechner, welcher allen Bio Austria-Betrieben zur Nutzung zur Verfügung steht. Sinn des Rechners ist, dass Biodiversitätsleistungen sichtbar und vergleichbar gemacht werden. Außerdem setzen sich dadurch Landwirt*innen aktiv mit dem Thema Biodiversität am eigenen Betrieb auseinander. Das schafft mehr Sicherheit und Selbstbewusstsein hinsichtlich des fachlichen Knowhows und kann bei Gesprächen mit Konsument*innen äußerst hilfreich sein.
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Blühende Grünlandflächen © Bienenzentrum OÖ / Stefanie Payrleitner

Vielfalt am Acker – Betriebsvorstellung „Grand Farm“

Im Rahmen der Online-Veranstaltungen bekamen ausgewählte Landwirt*innen die Chance, ihren Betrieb und deren besondere Biodiversitätsmaßnahmen vorzustellen. Alfred Grand von „Grand Farm“ in Absdorf (NÖ) führt einen biologisch bewirtschafteten Ackerbau-Betrieb sowie die „Vielfaltsgärtnerei“, wo in der Bewirtschaftung besondere Acht auf Biodiversität gegeben wird.
 

„Vielfalt ist das Erfolgsrezept der Natur!“ ~ Alfred Grand

Alfred Grand setzt auf seinem Betrieb aktive Maßnahmen zur Vielfaltsförderung um. Fruchtfolge, Winterbegrünungen, Unter- und Mischsaaten sowie dem Komposteinsatz werden besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Kompost wird am Betrieb Grand großgeschrieben, da Vielfalt im Boden beginnt und daher auch primär zu fördern ist.

Eine weitere spezielle Maßnahme, welche auch im Rahmen von Forschungen untersucht wird, ist der Agroforst. Hierbei werden Bäume, Mehrnutzungshecken etc. in der Agrarlandschaft angelegt und sollen Insekten und weiteren Tieren als Habitat dienen. Außerdem sind Landschaftselemente ein wesentlicher Beitrag für den Bodenschutz. Auch Blühflächen werden am Betrieb für mehr Biodiversität angelegt.
 

„Vielfalt durch Nachlassen!“ ~ Alfred Grand

Die simple Maßnahme „Nachlassen“, gemeint ist z.B. die Stilllegung von Flächen, die Reduktion der Bearbeitungs- und Nutzungsintensität von Acker- und Grünlandflächen, ein geringerer Pflanzenschutzmitteleinsatz, etc. wird auf der Grand Farm gerne praktiziert. Durch diese Methode soll die regionale Diversität an Pflanzen und Tieren gefördert und erhalten.
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Biodiversität und Landwirtschaft sind vereinbar. © Bienenzentrum OÖ

Artenvielfalt auf unserem Hof – Betriebsvorstellung Diermayr

Xaver Diermayr, Bio-Landwirt aus dem Bezirk Ried im Innkreis, betonte die Wichtigkeit der Artenvielfalt und erklärte, warum es sich lohnt, diese zu fördern:
 
WARUM Biodiversität?
  • Verantwortung: Tun, was in meiner Verantwortung steht
  • Lebensraum zurückgeben: Landwirt*innen haben die Möglichkeit dazu
  • Nutzen: Kulturen profitieren vom Netz artenreicher Landschaften
  • Freude mit allen Sinnen: Lebendigkeit und Schönheit der Natur wahrnehmen
 
Am Betrieb Diermayr werden unterschiedliche Maßnahmen umgesetzt. „Ordentlich Schlampert“ lautet die Devise für den Landwirt: Tümpel, wilde Ecken, Totholz, Streuobstwiesen und Einzelbäume sowie Hecken und Blühstreifen. Zur Anlage von Hecken oder Blühflächen ergänzte Xaver Diermayr, dass dies keineswegs eine Ertragsminderung auf den Flächen darstellt, sondern eher die regionale Biodiversität bereichert. Als wichtig erachtet er auch, dass gemeinsam mit Nachbarn, Schüler*innen, Freunden oder Vereinen bestimmte Maßnahmen umgesetzt werden können, um Biodiversität zu „erklären“ – Stichwort: Learning by doing. Am Betrieb Diermayr wurden in Kooperation mit verschiedenen Personen bereits diverse Projekte umgesetzt und von der Gesellschaft auch äußerst positiv angenommen.

Hilfreich bei der Umsetzung von biodiversitätsfördernden Maßnahmen ist:
  • Mehr Mut zu schlamperten Flächen
  • Maßnahmen mit bestehenden Strukturen verknüpfen
  • Menschen aus dem Umfeld einbinden