Früh blühende Zwischenfrüchte sichern Nahrungsangebot

Honigbienen und viele andere Insekten haben Grund zur Freude. Vielerorts sorgen blühende Zwischenfruchtbestände im Spätsommer und Frühherbst für ein kontinuierliches Nahrungsangebot. Insbesondere Kulturen wie Buchweizen, Phacelia, Senf und Ölrettich trotzten dem Hitzestress und sind bereits sehr gut entwickelt.
Mähdruschsaat am 20.06. bei Wintergerste, Fotos vom 16.08. Versuchsstandort Singer in Rohr/Bad Hall. sehr schöner Bestand, Phacelia u. Alexandriner-Klee in Vollblüte. .jpg
Mähdruschsaat am 20.06. bei Wintergerste, Fotos vom 16.08. Versuchsstandort Singer in Rohr/Bad Hall. sehr schöner Bestand, Phacelia u. Alexandriner-Klee in Vollblüte. © BWSB

Insektenfreundlicher Zwischenfruchtanbau – richtige Saatzeitpunkt entscheidend

Insektenblütige Begrünungen sorgen nicht nur für eine Verbesserung der Bodenstruktur, Erosionsschutz, Schädlingsbekämpfung, Humusaufbau und Speicherung von Nährstoffen. Bei frühzeitiger Blüte können Zwischenfrüchte eine Verbesserung des Nahrungsangebotes für Wild- und Honigbienen erreichen und einen wertvollen Beitrag für die Vitalität der Bienenvölker leisten.

Entscheidend ist der richtige Saatzeitpunkt, am besten so früh als möglich nach der Ernte der Hauptkultur. Durch die Einsaat von Begrünungen rund um den Getreideerntetermin (z.B. mittels Mähdruschsaat) kann ein besonders früher Saattermin erzielt werden. Gleichzeitig ist dieses Anbauverfahren besonders arbeits- und kostenextensiv und auch in Trockenjahren gut geeignet.
Zur Freude aller blütenbestäubenden Insekten. Die Begrünung kommt dadurch sehr früh auf das Feld, hat somit länger Zeit Biomasse zu bilden und den Boden intensiv zu durchwurzeln. Die frühblühenden Zwischenfrüchte erfüllen damit nicht nur wichtige ackerbauliche Ansprüche; sie bringen Bienen auch gute Nektar- und Pollenerträge.

Mehr Fotos unter https://tinyurl.com/ybwvb8zk
 
Mähdruschsaat am 05.07. bei Winterweizen, Fotos vom 16.08. in Rohr/Bad Hall. Niederschlag nach Anbau gering, sehr heiß, dennoch guter Aufgang. Senf beginnt aufgrund von Hitze und Trockenheit bereits zu blühen, Buchweizen blüht..jpg
Mähdruschsaat am 05.07. bei Winterweizen, Fotos vom 16.08. in Rohr/Bad Hall. Niederschlag nach Anbau gering, sehr heiß, dennoch guter Aufgang. Senf beginnt aufgrund von Hitze und Trockenheit bereits zu blühen, Buchweizen blüht. © BWSB

Frühe Getreideernte = frühe Zwischenfruchtblüte

Aufgrund der trockenen und heißen Witterungsbedienungen hat die Getreideernte in Oberösterreich heuer sehr früh begonnen. Die Ernte von Wintergerste und Winterweizen wurde etwa zwei bis drei Wochen früher geerntet. Mehr dazu unter https://ooe.lko.at/ernte-2018-global-%C3%B6sterreich-ober%C3%B6sterreich+2500+2764533 ).
 
Infolgedessen fanden auch die Zwischenbegrünungstermine früher statt. Trockenheit und Hitze hemmten die Zwischenbegrünungen zwar im Wachstum; konnten sich allerdings insgesamt gut entwickeln. Vor allem die Kulturen wie Buchweizen, Mungo, Alexandriner-Klee, Senf, Phacelia und Ölrettich konnten den Hitzestress relativ gut wegstecken und standen bereits Mitte August in (Voll-)Blüte und / oder begannen zu blühen.
 
Biene auf Ölrettich.jpg
Biene auf Ölrettich © Bienenzentrum OÖ

Erste Winterbienen

Aus Sicht der Bienen ist die frühe Zwischenfruchtblüte sehr erfreulich. Die Vegetation hat heuer sehr komprimiert zu blühen begonnen. Die Blühzeiten vieler Pflanzen haben sich überlagert. In manchen Regionen kam es bereits ab Ende Juni / Anfang Juli zu Trachtlücken. Es besteht daher Grund zur Annahme, dass jene Winterbienen, die bereits geschlüpft sind, geschwächt bzw. weniger vital sind. 
Alles was jetzt bis Ende September blüht und über guten Pollen (hochwertiges und vielseitiges Eiweiß) verfügt ist für die Vitalität und Überlebensfähigkeit des Bienenvolkes bedeutend. Die letzte offene Brut der Winterbienengeneration wird mit Pollen gefüttert und desto höher wird die Widerstandkraft gegenüber äußeren Einflüssen (Viren, Schädlinge, u.v.m. …) sein. Hier findet ihr eine Bewertung von insektenblütigen Blütenpflanzen.

Fazit: Blühende Zwischenfrüchte bis in den September hinein, können nur von Vorteil für Honigbienen sein!

Exkurs: Was Bienen im Sommer brauchen

In intensiv genutzten Ackerbaugebieten fehlt blütenbestäubenden Insekten – vor allem im Hoch- und Spätsommer – ein ausreichendes Nahrungsangebot in Vielfalt und Menge. „Langstreckenflüge“ (Flugradius bis zu 3-5 Kilometer) der Honigbienen sind keine Seltenheit, um zu Tracht zu gelangen. Hochwertige Nektar- und Pollenlieferanten sind insofern essentiell, um mit gut ernährten Honigbienen in den Winter zu gehen.

Pollen in Menge und Vielfalt kann einen erheblichen Einfluss auf die Vitalität und Lebensdauer der Winterbienengeneration nehmen. Umso wichtiger ist es, dass Winterbienen mit reichlich Pollen versorgt sind. Sie legen sich für die kalte Jahreszeit einen Fett-Eiweiß-Polster in ihrem Hinterleib an. Auf diese Weise können sie große Mengen an Fett, Eiweiß und Nährstoffen speichern und damit die erste Jungbrut im Frühjahr aufziehen.
Hummel auf Phacelia.jpg
Hummel auf Phacelia © Bienenzentrum OÖ
Nahrungsgrundlagen müssen für Bienen und anderen blütenbestäubenden Insekten kontinuierlich zur Verfügung stehen. Zwischen den Blühzeiträumen der einzelnen Trachtpflanzen dürfen keine plötzlichen Lücken – wie dies heuer im Frühjahr und –sommer vereinzelt der Fall war – entstehen.

Die Vegetationsentwicklung wird möglicherweise in Zukunft rascher und schneller stattfinden. Massentrachten, wie die Raps- und Obstblüte, füllen in der ersten Jahreshälfte die Honigräume eines Bienenvolkes an. Entscheidend aber ist, Versorgungsengpässe in den Monaten Juli, August und September zu verhindern. Blühstreifen und Blühweiden sind in dieser Zeit unverzichtbar. Die „Blühstreifenaktion – mach mit“ wird deshalb im kommenden Jahr wieder stattfinden.

Veränderungen in der Grünlandbewirtschaftung führten in den letzten Jahrzehnten ebenso zu einem Rückgang der Biodiversität – besonders bei den bienenrelevanten Blütenpflanzen. Dadurch hat das Grünland mancherorts seine Bedeutung als Bienenweide für die Sommermonate Juli und August verloren. Nur dort, wo Grünland zwei- bis maximal drei Mal gemäht wird, also in meist extensiveren und oft auch klimatisch ungünstigeren Lagen, finden die Bienen ausreichend Nahrung.

Downloads