Blühstreifenaktion - mach mit: Interview mit DI Robert Hochgatterer

DI Robert Hochgatterer ist Saatgutvermehrer im Bezirk Perg für Wildblumenwiesensaatgut der Kärntner Saatbau.
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Am Betrieb der Familie Hochgatterer werden derzeit 22 verschiedene Blumenarten vermehrt. © Robert Hochgatterer

Seit wann arbeitest du als Saatgutvermehrer und warum hast du dich dazu entschlossen „Wildblumen“ zu vermehren?

Am elterlichen Betrieb wurde bereits im Jahr 1989 mit der Saatgutproduktion von Gräsern für das Wirtschaftsgrünland begonnen. Im Jahr 1995 starteten wir mit der Vermehrung von standortangepasstem Saatgut für alpine Regionen. 2006 kam die Karthäusernelke als erste Wildblumenart bei uns zur Vermehrung.

Da der Bedarf an standortangepasstem Saatgut ständig stieg, konnten wir unser Artenspektrum sukzessive erweitern. Die Arbeit mit neuen Blumenarten war für uns unglaublich spannend, da es hierfür keine Praxiserfahrungen über Anbau und Kulturführung gab und wir uns daher das Wissen nur über Versuche, Beobachtung und dem Lernen aus Fehlern erarbeiten konnten.
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Margeritenvermehrung am Betrieb Hochgatterer © Robert Hochgatterer

Was ist bei der Saatgutvermehrung zu beachten?

Da es sich bei unseren Vermehrungskulturen nicht um Zuchtsorten sondern um Wildblumen handelt, wie sie nur auf ökologisch hochwertigen Wiesen vorkommen, ist das Basissaatgut sehr wertvoll. Oft wird dieses Basissaatgut von Hand aus den Wiesen gepflückt und es gibt meist nur sehr geringe Mengen davon. Zum Teil sind die Basissaatgutmengen so gering, dass ein Anbau nur mit einer Parzellensämaschine möglich ist. Wichtig ist auch über das Keimverhalten der einzelnen Wildblumen Kenntnis zu haben, da manche Blumenarten die Kälteeinwirkung über den Winter zur Keimung benötigen.

Die Beikrautregulierung ist im Anlagejahr extrem handarbeitsaufwendig und kann je nach Art bis zu einigen Hundert Stunden pro Hektar betragen. Für die Bestimmung des richtigen Erntezeitpunktes benötigt man viel Erfahrung. Einerseits darf man nicht zu früh ernten um eine gute Keimfähigkeit zu erreichen, andererseits können durch Wind oder Regen innerhalb weniger Stunden bis zu 90 % des Saatgutes durch Ausfall verloren gehen. Da die Blumensamen bei der Ernte stark mit Blatt- und Stängelteilen durchsetzt sind, ist die Rohware nicht rieselfähig und sehr feucht und bedarf einer sofortigen schonenden Trocknung mit Temperaturen unter 38 °C.
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Wiesenflocken- und Breitwegerrichvermehrung_Bienenzentrum OÖ © Archiv

Wie viel verschiedene Wildblumen vermehrst du derzeit?

Am Betrieb werden derzeit 22 verschiedene Blumenarten vermehrt.