Bestäubungs-Management

Die Bestäubung durch Insekten ist die Grundlage für unsere Nahrung und der Ursprung der Vielfalt an Blumen und Pflanzen auf unserem Planeten. In der Landwirtschaft stellt sich meist die Frage, wie wird eine Kultur optimal bestäubt?
Es gibt kein pauschales Patentrezept für die optimale Bestäubung, jede landwirtschaftliche Kultur hat eigene Anforderungen. Eine kombinierte Bestäubung durch Wild- und Honigbienen liefert meist die besten Ergebnisse bei der Fruchtbildung.
Honigbiene auf Raps © Bienenzentrum OÖ
Honigbiene auf Raps © Bienenzentrum OÖ

Honigbienen als effiziente Bestäuber

Die Honigbiene ist nach wie vor am effizientesten bei der Bestäubung großflächig angelegter Kulturen (z. B.: Raps), besonders wenn diese ausreichend Nektar und Pollen produzieren. Ein weiterer Vorteil ist, dass Honigbienen Blütenstet sind, das bedeutet eine Arbeiterin bleibt während eines Sammelflugs einem Blütentyp treu. Wieviel Honigbienen-Völker für die jeweilige Kultur pro Hektar benötigt werden kann im Bestäubungshandbuch unter www.bienenforschung.at nachgelesen werden.
Möchte man die Bestäubung durch die Honigbiene erhöhen, gibt es die Möglichkeit Kontakt mit dem örtlichen Imkerverein aufzunehmen und zu bitten Honigvölker bei den Kulturen aufzustellen. Dies erfolgt natürlich freiwillig. Honigbienen fliegen erst bei Temperaturen zwischen 8 und 12 °C. Bei frühblühenden Obstanlagen haben Wildbienen den Vorteil, dass einige Arten schon bei niedrigeren Temperaturen fliegen und so die Bestäubung bei Schlechtwetter-Perioden sichern.

Empfehlungen aus dem Bestäuberhandbuch von Mandl und Sukopp, 2011

Kultur Anzahl Bienenvölker/ha
Raps 7-9
Soja 3-5
Sonnenblume 2-3

Wildbienen für Spezialkulturen

Bei kleineren Flächen oder Kulturen die für Honigbienen eher unattraktiv sind (z. B.: Erdbeeren oder Johannisbeeren) spielen Wildbienen eine wichtige Rolle. Durch Strukturvielfalt in der Kulturlandschaft kann eine Steigerung der lokalen Wildbienen-Populationen erreicht werden, die sich dann an der Bestäubung der landwirtschaftlichen Kulturen beteiligen. Bereits ein etwas breiterer, blütenreicher Feldrain, eine Wildhecke oder Blühstreifen kann hier ausreichen, um Lebensraum für Wildbienen zu schaffen. Wichtig dabei ist, dass der Bewuchs nicht zu dicht ist und immer wieder Lücken aufweist, wo die Sonne den offenen Boden erreicht, da diese Stellen für den Großteil der Arten als Nistplätze dienen.
Erdhummel auf Wiesen-Flockenblume © Bienenzentrum OÖ
Erdhummel auf Wiesen-Flockenblume © Bienenzentrum OÖ

Wildbienen-Handel

Oft werden Wildbienen, wie die Rote Mauerbiene oder die Dunkle Erdhummel zum Kauf angeboten. Das Aufstellen bzw. Aussetzen dieser Wildbienen ist jedoch keine nachhaltige Lösung für einen lokalen Bestäubermangel. Bei einem überregionalen Handel besteht auch die Gefahr Krankheiten über weite Strecken zu verschleppen. Außerdem können die angebotenen Arten durch einfache Maßnahmen auf natürliche Weise angesiedelt werden. Die Mauerbienen durch Totholz oder geeignete Nisthilfen mit Bohrungen in Hartholz und hohle Stängel (ø 6-8mm). Es gibt auch spezielle, zerlegbare Nisthilfen für die Rote- und die Gehörnte Mauerbiene.
Die Dunkle Erdhummel ist relativ anspruchslos. Sie benötigt jedoch über die gesamte Saison ausreichend Nahrung.
Bessere Erträge durch zusätzliche Wildbienen-Bestäubung konnten bereits für viele Kulturen nachgewiesen werden, wie zum Beispiel bei Erdbeeren durch Schmalbienen oder bei Ackerbohne und Kürbis durch Hummeln.
Blühfläche © Bienenzentrum OÖ
Blühfläche © Bienenzentrum OÖ

Das Wichtigste, ein durchgehendes Nahrungsangebot

Mehrere Tausend Tierarten in Österreich sind direkt auf Blühpflanzen angewiesen. Der Nektar dient ihnen als unersetzbarer Treibstoff. Je nach Art hat ein vorübergehender Mangel an Blüten im Jahr, Trachtlücke genannt, unterschiedliche Auswirkungen. Einige Arten die über das Jahr größere Nahrungsvorräte anlegen kommen mit kleinen Trachtlücken besser zurecht, für andere Arten bedeutet eine Trachtlücke das erlöschen einer lokalen Population.
Ein guter Blühstreifen bzw. eine gute Blühmischung zeichnet sich durch ein großes Artenspektrum aus und bietet über das gesamte Jahr durchgehend Nahrung für Blütenbesucher.
Bei ausreichend vorhandenem Nahrungsangebot erfolgt die Ansiedelung von Wildbienen wie von selbst.