Bericht von den 49. Berufsimkertagen in Donaueschingen
Bei angenehmer herbstlicher Witterung fand Ende Oktober 2019 in Donaueschingen die vom Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbund organisierte Veranstaltung statt. Am Programm standen neben einer großen Imkerei-Fachausstellung auch einige praxisbezogene Workshops sowie interessante Vorträge aus Politik, Wissenschaft und Praxis.
Bienenpolitik
Einen relativ großen Stellenwert nahmen Informationen und Stellungnahmen aus der Politik ein. Dabei zeigte sich, dass der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft sowie die Struktur des Agrarsystems in Europa emotional diskutierte Themen sind. Vorgestellt wurde auch das bisher erfolgreichste Volksbegehren Bayerns zur Rettung der Bienen bzw. der Artenvielfalt und Naturschönheit. Walter Haefeker (u. a. Präsident der EPBA, European Professional Beekeepers Association) informierte über diverse politische Entwicklungen und stellte das neu initiierte EU-Beteiligungsprojekt „Bienen und Bauern retten“ vor. Damit soll nicht nur auf den Schwund der Biodiversität, sondern auch auf den Rückgang der LandwirtInnen aufmerksam gemacht und entgegengewirkt werden. Die Ziele von „Bienen und Bauern retten“ sind:
Dr. Christoph Otten vom Fachzentrum für Bienen und Imkerei in Mayen zeigte anhand der Daten des Deutschen Bienen-Monitorings, dass in 97 % der Bienenbrotproben (verarbeiteter Pollen) zumindest Rückstände von einem Pflanzenschutzmittel und im Durchschnitt ca. 6,6 Wirkstoffe pro Probe gefunden wurden. Haefeker sieht in nicht zu ferner Zukunft den teilweisen Ersatz des chemischen Pflanzenschutzes durch digital unterstützte Pflanzenschutzmaßnahmen (z. B. Unkrautroboter). Auf die Notwendigkeit der Unterstützung der LandwirtInnen bei Umstellungsprozessen wurde hingewiesen. Viele Volksbegehren sind zwar gut gemeint, aber nicht immer werden die Herausforderungen der LandwirtInnen wahrgenommen, wenn sie z. B. auf plötzliche Veränderungen der rechtlichen Rahmenbedingungen reagieren müssen.
- Einsatz synthetischer Pestizide in der Landwirtschaft der EU bis 2030 um 80 % verringern, kompletter Verzicht bis 2035;
- Landwirtschaft zur Triebfeder für mehr Biodiversität machen, Ökosysteme auf landwirtschaftlichen Flächen wiederherstellen;
- Agrarpolitik anders denken, nachhaltige ökologisch arbeitende Betriebe verstärkt unterstützen;
Dr. Christoph Otten vom Fachzentrum für Bienen und Imkerei in Mayen zeigte anhand der Daten des Deutschen Bienen-Monitorings, dass in 97 % der Bienenbrotproben (verarbeiteter Pollen) zumindest Rückstände von einem Pflanzenschutzmittel und im Durchschnitt ca. 6,6 Wirkstoffe pro Probe gefunden wurden. Haefeker sieht in nicht zu ferner Zukunft den teilweisen Ersatz des chemischen Pflanzenschutzes durch digital unterstützte Pflanzenschutzmaßnahmen (z. B. Unkrautroboter). Auf die Notwendigkeit der Unterstützung der LandwirtInnen bei Umstellungsprozessen wurde hingewiesen. Viele Volksbegehren sind zwar gut gemeint, aber nicht immer werden die Herausforderungen der LandwirtInnen wahrgenommen, wenn sie z. B. auf plötzliche Veränderungen der rechtlichen Rahmenbedingungen reagieren müssen.
Wechselwirkungen zwischen Bienenkrankheiten und Pflanzenschutzmitteln
Dr. Anton Safer von der Universität Heidelberg führte umfangreiche Daten aus einer Vielzahl an Studien bzgl. der Wechselwirkungen von Pflanzenschutzmitteln und Bienenkrankheiten an. Er gab zu bedenken, dass es sich bei dem vielzitierten „Bienensterben“ eigentlich um ein „Wildbienensterben“ handelt, die ja in überwiegender Mehrheit im Boden leben und somit Pflanzenschutzmitteln viel stärker und aufgrund etwaiger Rückstände im Boden diesen längerfristig ausgesetzt sind. Weiters wurde dargestellt, dass es keine einfachen kausalen Zusammenhänge zum „Honigbienensterben“ gibt, sondern viele Faktoren (Varroamilbe, Pflanzenschutzmittel, Struktur und Qualität der Lebensräume etc.) eine Rolle spielen, die in Kombination höhere Schäden am Bienenorganismus verursachen.
Nachweis von Wachsverfälschungen
Anke Kohnle von der Universität Hohenheim (Landesanstalt für Bienenkunde) entwickelte im Rahmen ihrer wissenschaftlichen Arbeit eine einfache, schnelle und kostengünstige Methode zum Nachweis von in den letzten Jahren verstärkt aufgetretenen Wachsverfälschungen mit Paraffin und Stearin. Anhand von Versuchen wurde mittels Bildaufnahmen anschaulich gezeigt, dass sich die Bienenlarven schon ab ca. einer Wachs-Verfälschung von 7,5 % schlecht entwickeln bzw. absterben.
Videos aus dem Bienenstock
Abschließend zeigte Dr. Paul Siefert von der Universität Frankfurt am Main tolle Aufnahmen vom Inneren des Bienenstocks. Durch einen speziellen Untersuchungsaufbau konnte er in die einzelnen Wabenzellen reinfilmen und so z. B. die Entwicklung vom Ei bis zur Biene im Zeitraffer und diverse Tätigkeiten im Bienenvolk (Füttern, Heizen, Kühlen etc.) darstellen. Interessant zu beobachten war z. B., dass die Pflegebienen bei Unregelmäßigkeiten den Zelldeckel mehrmals öffnen und Nachschau halten, bei größeren Problemen schlussendlich auch die Larve entfernen bzw. verzehren. Diese Videos sind noch nicht publiziert worden.