Digitalisierung verändert das Arbeiten am Bienenstock (Teil 2/3)

Der folgende Beitrag wurde in der Diplomarbeit „Imkerei 4.0 – altes und neues Wissen verbinden“ veröffentlicht und von Carolin Kaiser verfasst.
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BeeScanning © BeeScanning, 06.02.2021

Persönlicher Zugang

Da es in der Vergangenheit verstärkt zur Digitalisierung der Landwirtschaft gekommen ist, stellte ich mir die Frage, ob es auch in der Imkerei - einem Teilbereich der Landwirtschaft - derartige Entwicklungen gibt. Umso spannender war es dann für mich, über aktuelle Technologien zu recherchieren. Während meinen Recherchearbeiten bin ich auf viele verschiedene Methoden gestoßen und war sehr erstaunt, wie unterschiedlich diese funktionieren.

Darüber hinaus interessierte mich auch, ob und welche Technologien in der Praxis tatsächlich eingesetzt werden. Um dies zu eruieren, führte ich zusammen mit meiner Kollegin Romana Hansbauer eine Umfrage durch. Entgegen unseren Erwartungen haben sehr viele Imker*innen daran teilgenommen, wofür ich mich noch einmal herzlich bedanken möchte. So unterschiedlich die Geräte verwendet werden, so unterschiedlich sind auch die Begründungen der Teilnehmer*innen gewesen. Für mich war es sehr spannend die verschiedenen Ansichten zu lesen und herauszufinden, welche Geräte tatsächlich eingesetzt werden und was man als Anwender*in alles beachten bzw. überdenken muss.
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Verwendete Geräte der Befragten © Carolin Kaiser

Ergebnisse der Erhebungen

Verwendete Geräte
In Österreich ist der Einsatz von GPS-Trackern, Sensoren, Apps und anderen Geräten noch nicht sehr weit verbreitet. 122 Personen, mehr als die Hälfte, verwenden keine der genannten Technologien. Am weitesten verbreitet ist die Stockwaage, welche sich 55 Imkerinnen und Imker bereits angeschafft haben. Von 29 Befragten wird der Varroawarndienst genutzt. Verschiedene Apps und die Sensoren für die Temperatur beziehungsweise die Luftfeuchtigkeit im Bienenstock werden mäßig eingesetzt. GPS-Tracker, BeeScanning, der Sensor für Geräuschanalyse und das BeeSharing-Netzwerk finden nur vereinzelt Anwendung. Die App „b.tree“ ist die am häufigsten genannte App. Weiters folgen „BeeInTouch“ und „BioEqueen“. Vereinzelt sind Produkte, wie der Oxomat oder eine Kofferwaage genannt worden. Bienen Varroa Scanner, der Sensor zur Diagnostizierung der „Amerikanischen Faulbrut“ und die Blockchain-Technologie werden von keinem/keiner befragten/befragter Imker/Imkerin verwendet.
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Vorteile der Digitalisierung © Carolin Kaiser
Vorteile der Digitalisierung
Am häufigsten sind die Arbeitserleichterung mit 82 Stimmen und die Erleichterung des Managements mit 79 Nennungen als Vorteile genannt worden. Diese Faktoren sind somit für die Mehrheit sehr relevant, wenn es um die Digitalisierung geht. Der geringere Zeitaufwand und die bessere Vorbereitung auf Ereignisse, wie zum Beispiel auf das Schwärmen, liegen mit jeweils 13,8% an dritter Stelle. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Früherkennung bestimmter Krankheiten. Dadurch können auch Behandlungen besser geplant und früher durchgeführt werden. Dies hebt ein Teilnehmer unter weitere Vorteile hervor. Die bessere Volkgesundheit respektive die steigende Attraktivität für Einsteiger*innen und wenig erfahrenen Imker*innen spielen eher eine untergeordnete Rolle, werden allerdings von 32 bzw. 30 befragten Personen als wichtige Vorteile genannt. Vereinzelt sind der Erhalt vieler Informationen, die Möglichkeit, Eingriffe effizienter zu planen, die einfachere Trachtkontrolle, kürzere Anfahrtswege und die leichtere Buchführung als weitere Vorteile genannt worden.
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Nachteile der Digitalisierung © Carolin Kaiser
Nachteile der Digitalisierung
Sehr stark fallen bei den genannten Nachteilen die höheren Kosten, die die Geräte verursachen, ins Gewicht. Mit 107 Nennungen ist es der am häufigsten genannte Nachteil der Digitalisierung. Weiters sind Schwierigkeiten bei der Datenübertragung eher gefürchtet als Schwierigkeiten bei der Datenauswertung. Mit 42 Stimmen liegt auch die gläserne Produktion aufgrund ständiger Bewachung weit vorne. Nachteile, wie der höhere Arbeitsaufwand, die Schädigung der Bienen durch Strahlung und eine mögliche Orientierungsstörung der Insekten, werden eher weniger stark gewichtet. Allerdings sind diese Punkte nicht unbedeutend. So weist ein Teilnehmer explizit darauf hin, dass die Tiere auf Elektrosmog empfindlich reagieren und deren Orientierungssinn durch elektromagnetische Strahlung beeinträchtigt wird. Seiner Meinung nach sollten Sensoren, Handys und ähnliche Geräte nicht in der Nähe von Bienenstöcken angebracht oder verwendet werden.
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BeeScanning © BeeScanning
Weiters werden ein möglicher Datenverlust, eine lange Eingewöhnungsphase oder der Diebstahl solcher Technologien als Nachteile gesehen. Häufig befürchtet wird auch der Verlust der persönlichen Beobachtung der Bienen und des Erkennens von Zusammenhängen zwischen deren Verhalten und Umwelteinflüssen. Somit wäre der/die Imker/Imkerin abhängig von den Technologien. Außerdem wird der Stock ständig überwacht. Manche der Teilnehmer*innen sehen Probleme in der korrekten Interpretation und in der praktischen Umsetzung ausgewerteter Daten. Weitere genannte Nachteile sind der Verlust landwirtschaftlicher Traditionen und der Bezug zu den Insekten und zur Natur. Eine niedrigere Vermehrungsrate aufgrund der Einflüsse von digitalen Geräten auf die Tiere wird kaum genannt.

Fazit

In der Zukunft wird es vermutlich weitere Entwicklungen in diese Richtung geben. Ich denke, dass das ein oder andere Gerät weiterentwickelt wird bzw. auch weitere neue Technologien entwickelt werden. Diese Entwicklung möchte ich gerne verfolgen. Des Weiteren möchte ich meine gesammelten Informationen und Erkenntnisse mit anderen Imkerinnen und Imkern teilen. So können Sie sich über die Geräte informieren, Quellen finden und sich mit Hilfe von Vor- und Nachteilen sowie der Meinung anderer Imker*innen ein Bild von derzeitigen Entwicklungen machen.
 
Abschließend kann ich sagen, dass mein Interesse für die Imkerei durch diese Diplomarbeit verstärkt worden ist. Ich bin gespannt, was die Zukunft für die wiederaufblühende Sparte der Landwirtschaft bereithält.
 
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Sensor zur Geräuschanalyse © Nectar, 12.02.2021

Quelle

Kaiser, C., Hansbauer, R., Achleitner, V. (2021). Imkerei 4.0 – altes und neues Wissen verbinden. Linz: HBLA Elmberg.
Der gesamte Text des Beitrags wurde direkt und unverändert der Diplomarbeit entnommen.

Bildnachweis:
Nectar: Give your bees a voice, URL: https://www.nectar.buzz/ (12.02.2021)
Beescanning: Free Detection of varroa mites, URL: https://beescanning.com/ (06.02.2021)
Auswertungen: Carolin Kaiser