Bericht 90. Kongress deutschsprachiger Imker 2018

Über 2.000 Personen tauschten sich vom 27. bis 29. September 2018 auf dem 90. Kongress deutschsprachiger Imker im Pentorama Amriswill in der Schweiz aus. Die Aktualität der Varroamilbe war ungebrochener Schwerpunkt dieser Tagung.
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Hoher Besucherandrang im Pentorama Amriswill © Bienenzentrum OÖ
Der Kongress bringt alle zwei Jahre deutschsprachige ImkerInnen und ForscherInnen aus den Partnerstaaten Deutschland, Österreich, Liechtenstein, Luxemburg, Südtirol und der Schweiz zusammen. 2018 wurde die Veranstaltung von der BienenSchweiz (Imkerverband der deutschen und rätoromanischen Schweiz) ausgetragen.
Unter dem Motto „Mit guter Imkerpraxis in die Zukunft“ wurden zahlreiche Fachvorträge mit namhaften ReferentInnen und Podiumsdiskussionen geboten. Der erste Tag stand aber ganz im Zeichen der Begrüßung der Länderpräsidenten der deutschsprachigen Imkerbunde. Ebenfalls ein Ort des Austausches war die Imker-Fachausstellung in den Räumlichkeiten des Pentorama Amriswill.
Das Thema Varroamilbe war ungebrochener Schwerpunkt dieser Tagung. Die Varroamilbe ist nach wie vor der gefährlichste Bienenschädling und hauptverantwortlich für hohe Bienenverluste. Das rege Interesse an den Fachvorträgen war ein Zeichen dafür, dass Imker und Imkerinnen den Wissensstand über das Leben und die Entwicklung der Milbe auf den neuesten Stand halten möchten und wie hoch die Dringlichkeit einer effektiven Behandlung der Varroamilbe ist.

Vorträge aus Wissenschaft und Praxis

Folgend wurden vier Vorträge von Fachreferenten kurz zusammengefasst.
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Wildbiene © Bienenzentrum OÖ

Dr. Antonie Zurbuchen: Wildbienen – zwischen Blütenpracht und Schneckenhaus

Im Eingangsreferat von Dr. Antonie Zurbuchen der ProNatura (CH) wurden die Wildbienen, ihre Lebensräume und die Konkurrenz mit der Honigbiene näher beleuchtet. Sie stellte fest, dass Honigbienen gegenüber Wildbienen sehr viel mehr Vorteile haben. Anders als Honigbienen sind Wildbienen keine „Langstreckenflieger“. Die Flugdistanz nimmt maßgeblichen Einfluss auf die Anzahl der Nachkommen, somit können bereits 150 m Distanzunterschied zu einem Minus von 70 % an Nachkommen führen. Kurze Distanzen zwischen Nahrungspflanze und Nistplatz sind unerlässlich.

Der Rückgang an Kleinstrukturen und artenreichen Blumenwiesen wirkt sich negativ auf die Entwicklung heimischer Wildbienenarten aus. Dr. Zurbuchen sieht gerade im Siedlungsgebiet sehr gute Möglichkeiten der Wildbienenförderung. Kleine Taten im Garten oder am Balkon können die Ansiedelung von Wildbienen steigern. Nicht nur Insektenhotels, sondern offene Bodenstellen, Trampelpfade, kleine unbegrünte Flächen sowie artenreiche Blumenbeete gilt es zu fördern.
 
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Winter © Bienenzentrum OÖ

Univ. Prof. Dr. Karl Crailsheim: Ursachen für Winterverluste aus verschiedenen Sichten – Österreich

Univ.-Prof. Dr. Karl Crailsheim der Universität Graz informierte in seinem Vortrag über die Ergebnisse des Forschungsprojektes „Zukunft Biene 1“, das u.a. die Ursachenforschung zur Wintersterblichkeit zum Ziel hat. In Österreich liegen die Winterverluste durchschnittlich bei ca. 10 %. Die Ursachen dafür sind an eine Kette von Einflussfaktoren geknüpft, viele davon menschgemacht. Der Erfolg für die Vermeidung an Winterverlusten ist ein Zusammenspiel von mehreren Schritten. Eine Mischernährung der Honigbienen ist zum Beispiel genauso wichtig wie die imkerliche Praxis (zB. sachgerechte Haupt- und Restentmilbung, Drohnenschnitt, Brutentnahme, etc.). Mehr unter http://www.zukunft-biene.at/.
 

Guido Eich: Beobachtung und Diagnose: Varroa sicher diagnostizieren

Imker sind zunehmest gefordert die Varroasituation im eigenen Bienenvolk zu beobachten. Guido Eich, Fachberater des Bieneninstituts Celle, ist überzeugt, dass eine frühzeitige Diagnose verbunden mit Milben reduzierenden Maßnahmen ein Volk retten kann. Bis zur Sonnensommerwende ist ein Varroa-Monitoring unerlässlich. Der Imker braucht Kenntnisse über den Befallsgrad der einzelnen Bienenvölker. Fallen im Juli mehr als 5 Milben pro Tag ab, empfiehlt Eich eine Behandlung, Brutentnahme oder Kunstschwarm. Wer das negiert, muss im Juli mit einer hohen Varroamilben-Belastung rechnen. In Verbindung mit Viren (besonders Akuter Bienenparalyse Virus ABPV oder Flügeldeformationsvirus DWV) kann es im (Spät-)Sommer bereits zu ersten Völkerverlusten kommen.

Andreas Platzer: Asiatische Hornisse

Andreas Platzer, Fachberater für Imkerei der Provinz Bozen-Südtirol, informierte über die Asiatische Hornisse (Vespa veluntina), die sich in Frankreich sowie Westitalien bereits großflächig ausgebreitet hat. Im Rheinland (rund um Karlsruhe) wurde sie ebenfalls gemeldet. Es ist nur eine Frage der Zeit bis sie in Österreich angelangt ist. Diese ist zulande nicht meldepflichtig, aber kaum zu bekämpfen. Varroageschwächte Völker haben im Sommer nur schwer eine Chance sich gegen die invasive Hornissenart zu behaupten.

Bei den Hornissen überwintern nur die Königinnen. Im Frühjahr werden pro Nest bis zu 300 Königinnen aufgezogen. Im Mai beginnen sie Bienenvölker anzugreifen. Im Juni verlassen die jungen Königinnen ihr Nest und suchen sich mit ihren Arbeiterinnen ein neues Zuhause. Im Juli und August wird es dann für die Honigbienen sehr gefährlich. Vor dem Flugbrett gibt es einen massiven Überfall von der Vespa velutina auf die Bienenvölker (hohe Populationsdichte). Honigbienen bleiben aus Angst beim Ausfliegen gefressen zu werden am Flugbrett sitzen. Dies hat zur Folge, dass weniger Nektar und Pollen eintragen werden und das Volk dementsprechend geschwächt in den Winter geht.